09.11.2020 | Der Flughafen BER eröffnet nach 14 Jahre Bauzeit, 9 Jahren Verspätung und 7 Milliarden Euro Baukosten. Der Bau des Flughafens verdeutlicht auch das Scheitern einer nachhaltigen und klimagerechten Flughafenpolitik von progressiven Parteien in Regierungen und entlarvt die Klimapolitik der Bundesregierung ein weiteres Mal.
Der Spatenstich für das anfangs unscheinbare Projekt fand im September 2006 statt. Damals wurde davon ausgegangen, dass ab 2011 die ersten Flüge vom BER starten können, was sich jedoch bis zum heutigen Tag verschoben hat. Durch diesen Flughafen wird die Kapazität für Berlin um das doppelte von Tegel und Schönefeld erhöht werden, was auch einen entsprechenden Anstieg der Treibhausgasemissionen zur Folge haben wird. Während Tegel also schon für über eine Million Tonnen CO2 verantwortlich ist, wird der BER dies um ein Vielfaches übersteigen und einen noch größeren Klimaschaden verursachen.
Diese Tatsache ist aber nichts Neues sondern ist schon seit Jahrzehnten bekannt. Als dieser Flughafen geplant worden ist, wussten die Verantwortlichen – die Länder Berlin und Brandenburg und die Bundesregierung – schon über die fatalen ökologischen Folgen der Flugindustrie, entschieden sich aber trotzdem für diese Dreckschleuder. Statt also Klimaschutzpolitik zu betreiben, inszenierten sich zum Beispiel Merkel lieber als Klimakanzlerin und ließ sich vor durch Kerosin schmelzenden Gletschern fotografieren.
Doch auch die scheinbar progressiven Kräfte wie SPD und LINKE unterstützen den Flughafen, wenn sie an der Regierung beteiligt waren – und dies trotz explodierender Kosten. Auch Bündnis 90/Die Grünen, die seit 4 Jahren in Berlin mitregieren und seit fast einem Jahr in Brandenburg in einer Koalition sind, unterstützten weiterhin das Klimaungerechtigkeitsprojekt. Bei Ausbauplänen halten sich Bündnis 90/Die Grünen und DIE LINKE glücklicherweise bisher anders als die SPD zurück.
Jetzt heißt es, das Fliegen auf das Nötigste zu reduzieren, Kurzflüge zu verbieten, die Schiene auch über die Grenzen Deutschlands hinweg als klimafreundlichere Alternative zu fördern und keine weiteren Flughäfen (aus)zubauen!
Die NaturFreunde Berlin werden sich auch weiterhin für eine neue Flughafenpolitik in Berlin einsetzen. Im Rahmen des Wahlkampfes werden sie ihre Positionen deutlich machen und die Berliner Parteien deutlich an ihre klimapolitischen Aufgaben erinnern.
Jonathan Deisler