Berlin ist zu 34% asphaltiert oder auf andere Weise versiegelt. Auf vielen dieser Flächen ist dies vollkommen unnötig.
Dabei ist lebendiger unversiegelter Boden lebenswichtig für unsere Stadt:
- Er nimmt den Regen auf und führt ihn dem Grundwasser zu.
- Er ermöglicht Pflanzen und Tieren Zugang zum Regenwasser über die oberen Bodenschichten und über Pfützen.
- Er speichert Feuchtigkeit, gibt sie bei Erwärmung an die Luft ab und erzeugt Kühlung.
- Er speichert CO2.
- Er bietet Lebensraum für Bodenorganismen, Tiere und Pflanzen.
- Er schafft der Stadt grüne Lebensadern, naturnahen Raum für gesunde Bewegung im Grünen und für die Regeneration vom Stress der Großstadt.
Auf asphaltierten Flächen hingegen
- fließt das Regenwasser in die Kanalisation und wird damit zu Abwasser, anstatt vor Ort im Boden zu versickern und zur Neubildung von Grundwasser beizutragen. Starke Regenfälle bringen zudem die Kanalisation zum Überlaufen. Das Abwasser gerät dann ungeklärt in Spree und Havel, mit fatalen Folgen für die Wasserqualität.
- entsteht an heißen Tagen glühende Hitze. Dies heizt die Stadt weiter auf, was zu erheblichen gesundheitlichen Belastungen bei den Berliner*innen führt.
- sind Fußgänger*innen stärker gefährdet, weil Fahrende mit Rad und E-Roller auf dem glatten Untergrund meist schneller und rücksichtsloser unterwegs sind als auf Schotter oder Sand.
- strapazieren Fußgänger*innen und Jogger*innen ihre Gelenke.
- fällt Lebensraum für Tiere und Pflanzen aus
Unversiegelte Flächen, Flächen, auf denen der Boden atmen darf, sind also von zentraler Bedeutung für die Regenwasseraufnahme, das Klima, den Erhalt des Grundwasserspiegels und als Lebensraum. Sie sind ein entscheidender Faktor für die Stabilität städtischer Ökosysteme. Von der endlichen Ressource des ungestörten, unversiegelten Bodens hängt unsere Trinkwassergewinnung ab, wie auch die Bewässerung unserer Bäume, unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.
Der Berliner Senat und das Berliner Abgeordnetenhaus haben den absoluten Vorrang unversiegelter Fläche in verschiedenen Planungsinstrumenten auf Landesebene bereits definiert. So zum Beispiel im Berliner Stadtentwicklungsplan Klima, im Berliner Luftreinhalteplan oder im Berliner Landschaftsprogramm.
Wir fordern die Politik auf, ihre eigenen Vorgaben ernst zu nehmen und umzusetzen.
Denn bislang ist die Praxis eine andere: Neue oder neugestaltete Parks wie der Park am Nordbahnhof, der Gleisdreieckpark und der Kleine Tiergarten werden überdimensioniert mit Asphalt, Beton und Stein ausgestattet. Aus Grünflächen werden „Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung“, „Multifunktionsplätze“ oder „Stadtplätze“ wie am Olivaer Platz und am Neuköllner Weigandufer. Breite asphaltierte Radschneisen durchziehen seit 2015 die Schönholzer Heide und sind geplant entlang der westlichen Spree und des Teltowkanals.
Wir verlangen von der Berliner Politik und Verwaltung auf Bezirks- und Landesebene, für den Schutz unserer Lebensgrundlagen Verantwortung zu übernehmen und im Sinne des Gemeinwohls radikal umzusteuern:
- Jede Flächenversiegelung ist an die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz zu melden;
- Jede Flächenversiegelung auf Berliner Stadtgebiet ist durch eine Entsiegelung in gleichem Ausmaß auf Berliner Stadtgebiet auszugleichen; dies ist im Rahmen eines Registers zu dokumentieren, das bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz geführt wird;
- Für die Begleitung des Verfahrens wird ein/e Landesbeauftragte/r für Flächenversiegelung benannt;
- sofortiger Stopp des Baus befestigter Straßen und Wege auf bislang nicht versiegelter Fläche; für Radwege, die auf asphaltierten Flächen verlaufen sollen, sind bereits asphaltierte Fahrspuren oder Parkstreifen zu nutzen;
- Überprüfung sämtlicher unbebauter Flächen im öffentlichen Raum auf Entsiegelungspotential; bezirkliche Umweltämter haben eine Bilanz aufzustellen, in welcher der Verblieb versiegelter Fläche zu rechtfertigen ist, unter Einschluss derjenigen Fläche, die dem Autoverkehr gewidmet ist.
Die Kampagne „Natur statt Asphalt – Entsiegelt Berlin!“ setzt sich dafür ein, alle Entsiegelungspotentiale in Berlin zu nutzen. Sie will das Bewusstsein für die Schädlichkeit unnötiger Versiegelung in Bevölkerung, Verwaltung und Politik wecken und einen anderen Umgang mit unserem Boden einleiten.
Dies ist eine gemeinsame Kampagne von:
NaturFreunde Berlin/ FUSS e.V. /Grünzüge für Berlin
Infos bei: NaturFreunde Berlin, Uwe Hiksch, hiksch@naturfreunde.de, Tel.: 0176-62015902