Seit über 100 Jahren in Bewegung
Die NaturFreunde gründeten sich 1885 in Wien als touristische Selbsthilfeorganisation der Arbeiter*innenbewegung. Die gegenseitige Solidarität war auch dringend erforderlich, denn Eisenbahnfahrkarten oder Übernachtungsplätze in Herbergen waren praktisch unerschwinglich. Mit dem Gruß „Berg frei“ kämpften sie für das freie Wegerecht in der Natur und gegen Betretungsprivilegien von Adel und Bürgertum. Neben dem Eintreten für ein gleiches Wahlrecht befanden sich die NaturFreunde auch beim Kampf um den 8-Stunden-Tag an der Seite der Gewerkschaften. Der Arbeiter*innenfreizeitverein fand in den folgenden Jahren regen Zulauf. 1908 wurde eine Berliner Ortsgruppe gegründet. Mit Massenausflügen von einigen hundert NaturFreunden – mit Kind und Kegel – ging es an den freien Tagen hinaus in das Berliner Umland. Neben Wanderungen gewann zunehmend Skifahren und Wasserwandern aber auch Musizieren an Bedeutung.
Ab 1910 wurde in Eigeninitiative und unterstützt durch Kleinstspenden und Anteilsscheine mit dem Bau von NaturFreundehäusern begonnen. Bis zum Ende der Weimarer Republik entstanden auf diese Weise 300 Häuser in Deutschland. Aber die NaturFreundehäuser waren nicht nur billige Wanderherbergen, sondern mit ihren Bibliotheken, Ausstellungen und Vorträgen auch gleichzeitig selbstverwaltete Bildungseinrichtungen und Freiräume für ungestörte politische Betätigung. Die Häuser wurden zu Treffpunkten und Veranstaltungsorten der Arbeiter*innenbewegung.
1933 wurden die NaturFreunde verboten, zahlreiche Mitglieder verhaftet und umgebracht. Die Häuser wurden enteignet. Einige NaturFreunde hielten den alten Zusammenhang illegal aufrecht, untersützten aktiv den Widerstand oder kämpften in den alliierten Streitkräften gegen das faschistische Deutschland.
Bereits 1945 veröffentlichten amerikanische NaturFreunde einen Aufruf zur Wiedergründung der NaturFreunde in Deutschland. In der Bundesrepublik engagierten sich NaturFreunde gegen die Remilitarisierung, die atomare Bewaffnung der Bundeswehr und später in der Ostermarschbewegung. Aber auch in den Protesten gegen den Vietnam-Krieg, die Notstandsgesetze oder den Nato-Doppelbeschluss fanden sich NaturFreunde ebenso wie in der Anti-AKW- und Asylrechtsbewegung.