
21.03.2025 | Jedes Jahr explodieren die Kosten für die A100 weiter. Diese Autobahn hat sich schon seit langem zu einem Milliardengrab entwickelt. Die Zahlen der Bundesregierung zeigen, dass die Kosten für den 16. und 17. Bauabschnitt der Berliner Stadtautobahn A100 immer weiter steigen. Innerhalb eines Jahres sind die prognostizierten Gesamtkosten für beide Bauabschnitte um 18 % gestiegen – von 1,53 Milliarden Euro im Jahr 2023 auf 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2024. Und ein Ende der Kostenexplosion ist nicht absehbar.[1] Das Netzwerk A100 stoppen geht davon aus, dass im schlimmsten Fall der Ausbau der A100 bis zu 4 Milliarden Euro[2] verschlingen kann.
Die neueste Schätzung für die Kosten geht davon aus, dass jeder Meter Straße rund 246.000 Euro[3] kosten wird. Die höheren Kosten sind laut Bundesverkehrsministerium auf höhere Baupreise zurückzuführen.[4] Der „sogenannte Baupreisindex für Bundesfernstraßen ist im vergangenen Jahr um mehr als neun Prozent gegenüber dem Vorjahr“[5] angestiegen. Für alle geplanten Autobahn-Projekte werden deshalb bundesweit „Mehrkosten in Höhe von rund 15,4 Milliarden Euro“[6] erwartet.
Der aktuelle Bundesverkehrswegeplan 2030 verhindert eine Mobilitätswende. „Er fördert eine Verkehrsentwicklung, die mittel- und langfristig an Belastungs-, Tragfähigkeits- und Ressourcengrenzen stößt. Durch seine einseitige Orientierung auf wachsende Verkehrsleistungen steht der BVWP 2030 zentralen Politikzielen entgegen und konterkariert damit die vom Verkehrssektor zu erbringenden Beiträge zur Erreichung der von der Bundesregierung beschlossenen Ziele“[7].
Die NaturFreunde fordern deshalb von der Bundesregierung:
- „einen sofortigen Stopp der Planung und des Baus von neuen Autobahnen und Bundesstraßen zu erlassen;
- den BVWP 2030 zurückzuziehen und durch ein Bundesmobilitätsgesetz mit den Zielen der Ressourcenschonung, des minimalen Flächenverbrauchs, der Nachhaltigkeit und der Klimagerechtigkeit zu ersetzen;
- eine an den Anforderungen des Klimaschutzes orientierte grundlegende Überprüfung der Bedarfspläne für ein Bundesmobilitätsgesetz vorzunehmen;
- im Rahmen der Fassung eines Bundesmobilitätsgesetzes eine aktive und partizipative Bürger*innenbeteiligung zu ermöglichen;
- die Investitionen in Bundesstraßen auf notwendige Erhaltungs- und Ersatzinvestitionen in die bestehenden Bundesfernstraßen zu beschränken.“[8]
Es ist skandalös, dass für dieses unsinnige Autobahnprojekt immer mehr Geld ausgegeben wird, während gleichzeitig in Berlin kein Geld für den notwendigen Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs, für Fußgängerinfrastruktur und Radwege zur Verfügung gestellt wird.
A100 seit Beginn eine Kostenfalle
Die riesigen Kostensteigerungen waren auch bereits beim 16. Bauabschnitt (Autobahndreieck Neukölln – Anschlussstelle Treptower Park) feststellbar. 2003 wurden die Kosten auf 312,6 Mio. Euro veranschlagt, doch inzwischen sind sie auf 720 Mio. Euro gestiegen – eine Erhöhung um das 2,3-Fache.[9]
Beim 17. Bauabschnitt (Treptower Park – Frankfurter Allee/Storkower Straße) sieht es noch dramatischer aus: Ursprünglich mit 455 Mio. Euro kalkuliert, liegen die aktuellen Schätzungen bereits bei 1,08 Milliarden Euro – eine Steigerung um das 2,4-Fache. Und dass, obwohl dieser Abschnitt noch nicht einmal fertig durchgeplant ist![10]
Kosten für 17. Bauabschnitt werden weiter steigen
Wenn sich der bisherige Trend der Kostensteigerungen fortsetzt, werden die endgültigen Kosten für den 17. Bauabschnitt der A100 bei etwa 2,6 Milliarden Euro[11] liegen. Das würde einer Steigerung gegenüber den Planungen um 240 Prozent entsprechen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass diese Kostenentwicklungen weiter zunehmen werden und der 17. Bauabschnitt über 3,2 Milliarden Euro[12] kosten kann.
„Ein erheblicher Kostenfaktor ist der geplante Tunnel zwischen Ostkreuz und Frankfurter Allee. Tunnelbauten sind bekanntlich komplex, technisch anspruchsvoll und teuer. Die Bundesregierung bestätigt, dass die bisherigen Kostenschätzungen diesen Teil des Projekts bereits berücksichtigen. Doch wie realistisch sind diese Schätzungen angesichts der technischen Herausforderungen und möglicher unvorhergesehener Probleme? Erfahrungen aus anderen Großprojekten zeigen, dass Tunnelbauten oft deutlich teurer werden als geplant. Es ist zu befürchten, dass auch hier die Kosten weiter in die Höhe schießen werden.“[13]
Gemeinsam mit dem Netzwerk A100 stoppen! fordern die NaturFreunde Berlin einen sofortigen Stopp des Weiterbaus der A100:
- Der Bau der A100 ist verkehrspolitisch überholt. Während andere Städte weltweit auf nachhaltige Mobilität setzen, wird hier weiter auf eine autobahnzentrierte Verkehrspolitik gesetzt, die Stau und Umweltzerstörung fördert.
- Der Bau der A100 ist ökologisch unverantwortlich. Die A100 zerstört wertvolle Stadträume und Grünflächen, versiegelt große Flächen und trägt zur Überhitzung der Innenstadt im Sommer bei.
Die NaturFreunde setzten sich für einen sofortigen Baustopp des 16. Bauabschnitts der A100 und die Aufgabe der Planungen des 17. Bauabschnitts ein. Die NaturFreunde unterstützen die Aktionen und Demonstrationen gegen den Bau der A 100 und rufen am Samstag, 17.05.2025 zur Aktion „A100 Wegbassen – Protestrave gegen den Ausbau der Stadtautobahn A100“ auf.
Uwe Hiksch
[1] Aktionsbündnis A100 stoppen!, Milliardengrab A100: Kosten explodieren – und ein Ende ist nicht in Sicht, in: Aktionsbündnis A 100 stoppen, 10.02.2025, siehe: https://www.a100stoppen.de/milliardengrab-a100/
[2] Ebd.
[3] O.A., A100-Ausbau soll mit 1,8 Milliarden Euro nochmal deutlich teurer werden, in: rbb 24, 18.09.2024, siehe: https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/09/berlin-a100-kosten-verlaen...
[4] Ebd.
[5] Ebd.
[6] Ebd.
[7] NaturFreunde Deutschlands, Für eine nachhaltige, klimagerechte und soziale Mobilitätswende: Bundesverkehrswegeplan 2030 zurückziehen, in: Beschlüsse 31. Bundeskongress der NaturFreunde Deutschlands · 8. bis 10. Oktober 2021 · Berlin, S. 28.
[8] Ebd.
[9] A.a.O., Aktionsbündnis A100 stoppen!, Milliardengrab A100: Kosten explodieren
[10] Ebd.
[11] Ebd.
[12] Ebd.
[13] Ebd.