21.06.2017 | Als im Februar 2013 in Kreuzberg ein Familie zwangsgeräumt wurde, mussten 850 Polizist*innen aufmarschieren, um die Zwangsräumung gegen den Protest von mehr als 1 000 Menschen durchzusetzen. Mitten in den Protesten waren auch viele NaturFreunde, die ihre Solidarität mit der betroffenen Familie zeigten. Mit Schlagstöcken und massiver Gewalt gingen die Polizist*innen gegen die Aktivist*innen vor, um die Räumung der Wohnung durchzusetzen. Wenige Tage später war es der tragische Tod von Rosemarie F., die zwei Tage nach ihrer Zwangsräumung starb. Beide Ereignisse haben die Öffentlichkeit aufgerüttelt und den Widerstand gegen Zwangsräumungen deutlich gesteigert.
Zwngsräumungen sind in Berlin alltäglich. Die Gerichtsvollzieher*innen haben nach Aussagen des Berliner Senats in den letzten Jahren jeweils zwischen 5.000 und 7.000 Räumungstermine festgesetzt. Genaue Zahlen über die tatsächlich durchgeführten Zwangsräumungen gibt es nicht, da es keine verpflichtende amtliche Berichterstattung zu Räumungsklagen und vollzogenen Zwangsräumungen gibt.
Für die Betroffenen ist der Verlust der Wohnung existenziell. Er stellt einen schwerwiegenden Einschnitt in ihr Leben dar und führt in vielen Fällen zu sozialen Notlagen. Durch die steigenden Mieten, zunehmende Einkommensarmut, Luxussanierungen und erhofften Spekulationsgewinnen sind in den letzten Jahren die Zwangsräumungen deutlich angestiegen. Bei den Bezirksämtern sind in den letzten Jahren fast 70.000 Anträge zur Miet- und Energieschuldenübernahme eingegangen. Das Berliner Bündnis „Zwangsräumung verhindern“ stellt sich den zunehmenden Zwangsräumungen entgegen. Gemeinsam mit den Betroffenen engagiert sich das Bündnis für die Abschaffung von Zwangsräumung. Im Bündnis sind Betroffene von Zwangsräumungen, Aktivist*innen für eine Stadt für alle und solidarische Nachbar*innen zusammengeschlossen.
Mit kreativen Aktionen wie Sit-Ins bei Wohnungsbaugesellschaften, Plakate kleben und Flyer verteilen, Demonstrationen und Aktionen aber auch der Begleitung der Betroffenen zu Gerichtsverhandlungen bis zu Blockaden bei Zwangsräumungen ist das Bündnis gegen Zwangsräumungen aktiv. Bei vielen der Aktionen sind NaturFreunde aktiv beteiligt und unterstützen die Betroffenen bei ihrem Kampf um das Menschenrecht auf Wohnen. Die NaturFreunde fordern seit vielen Jahren, dass Zwangsräumungen verhindert werden müssen und das der Skandal, dass auch die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften Zwangsräumungen vornehmen lassen, in Berlin nicht beendet wird.
aus: WanderfreundIn 02-16