21.06.2017 | Berlin, die „grüne Metropole Europas“ oder „Natur pur – mitten in der Stadt“ so werben Investoren, das Land Berlin und selbst Investoren im hochpreisigsten Wohnungssegment für Investitionen in Berlin. Eine „graue Stadt“, ein „Beton-Berlin“ will offiziell niemand haben. Alle betonen in den Sonntagsreden den unschätzbaren Wert der Grünflächen in Berlin. Wenn es jedoch konkret wird, werden die Grünflächen Stück für Stück für den Bau von Gewerbe und Wohnungen freigegeben. „Wir haben ja so viel Grün in der Stadt, da kommt es auf die Brache, auf den Kleingarten oder den Waldschnipsel nicht an“ – so wird oft argumentiert. Ergebnis ist, dass immer größere Teile Berlins versiegelt werden und wertvolle Grünflächen für immer verschwinden.
Um die zunehmende Zerstörung wichtiger Grünflächen in Berlin zu verhindern, haben sich fünf große Naturschutzberbände, unter ihnen die NaturFreunde Berlin, und der Landesverband Berlin der Gartenfreunde zusammengefunden und haben ein Konzept „IMMER. GRÜN“ vorgelegt. Ziel ist, wertvolle grüne Freiflächen in Berlin dauerhaft zu sichern und von Bebauung frei zu halten. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz haben die Naturschutzverbände ihr Konzept vorgestellt. Uwe Hiksch erklärte für die NaturFreunde: „Eine wachsende Stadt die ihre wertvollen Grünflächen nicht schützt, verliert Lebensqualität und zerstört das Stadtklima. Die Berliner Wälder, Parks und Grünflächen bieten den Menschen Erholung und Möglichkeiten einer naturnahen Freizeitgestaltung. Damit tragen sie unmittelbar zur Gesundheit der Menschen bei.“ Weiter schlug er vor, die Sicherung der festzulegenden Flächen in Artikel 31 der Berliner Verfassung zu garantieren.
Als zu schützende Flächen müssen alle naturschutzrechtlich geschützten Gebiete, die Wälder und die festgesetzten Ausgleichflächen, Park- und Grünanlagen, Gewässerufer Kleingartenanlagen und Bahnrandflächen, die Grünen Lernorte für Umweltbildung und die in Berlin noch vorhandenen Landwirtschaftsflächen geschützt werden.
Ziel der Initiative „Immer.Grün“ ist, dass sich das Land Berlin verpflichtet, „alle in seinem Besitz befindlichen Grundstücke dieser Flächentypen nicht zu veräußern und nicht zu bebauen“. Bei Flächen, die in Privatbesitz sind und die schon als bebaubar überplant sind, muss im Fall einer Bebauung ortsnah und in gleicher oder besserer Qualität die verlorengegangene Fläche ausgeglichen werden. Für alle Flächen, die aufgrund ihrer naturschutzfachlichen Wertigkeit dringend geschützt werden müssen fordert „Immer.Grün“, dass diese Flächen als Natur- bzw. Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen werden.
In den offiziellen Statement betonen alle Verantwortlichen, dass die grünen Freiflächen für Berlin einen unschätzbaren Wert hätten und Grundlage für Lebensqualität in der Stadt sind. Die Realität führt jedoch dazu, dass im Konfliktfall mit dem Argument, dass es ja „noch so viel Grün in Berlin gibt“, wertvolle Flächen bebaut werden. Gerade aufgrund der Wohnungsnot in Berlin ist dieses Argument ständig zu hören. In der Summe aller Bauvorhaben wird aus einem kleinen Garten hier und einer kleinen Brache da eine große Menge versiegelter und für die Stadtnatur verlorener Fläche.
Die Naturschutzverbände fordern deshalb, dass in der heutigen besonders dynamischen baulichen Entwicklung ein „IMMER.GRÜN“-Vertrag beschlossen wird. Darin soll ein Netz der zentralen, unveräußerlichen, nie zu bebauenden Grünflächen der Stadt. Berlin gesetzlich festgelegt werden. Die Naturschutzverbände sind sich einig, dass die bisherigen Instrumente versagt haben. Die seit Jahren anhängigen Schutzgebietsausweisungen unterbleiben, Flächennutzungspläne und Landschaftsprogramme haben die grünen Freiflächen nicht wirksam gesichert. Daher fordern die Verbände den Dialog mit der Stadtgesellschaft darüber ein, welche Flächen erhalten werden.
aus: WanderfreundIn 02-16