19.08.2018 | Die NaturFreunde Berlin setzen sich für eine Beschleunigung und deutliche Ausweitung der bisherigen Straßenbahnplanungen des Berliner Senats ein. Sie wollen, dass auch im Westteil Berlins wieder ein flächendeckendes Angebot an Straßenbahnen entsteht. Hierfür müssen heute die Weichen gestellt werden. Hierfür muss als erster wichtiger Schritt, die sofortige Untersuchung sämtlicher Straßenbrücken, für die mögliche Straßenbahntrassen geplant werden könnten, auf ihre Straßenbahntauglichkeit untersucht werden. Brückenneubauten und Brückenertüchtigungen in Berlin müssen so geplant werden, dass eine Straßenbahntauglichkeit gegeben ist.
Gleichzeitig müssen in Berlin Flächensicherungen für Betriebshöfe und Straßenbahndepots vorgenommen werde, welche den berlinweiten Straßenbahnbetrieb wieder ermöglichen. Die NaturFreunde Berlin unterstützen Überlegungen, den Ausbau der Straßenbahnen nicht nur von Ost nach West vorzunehmen, sondern durch erste Insellösungen im Westen, z.B. für Spandau, den Ausbau der Straßenbahn deutlich zu beschleunigen. Gleichzeitig müssen alle straßenbahnrelevanten Korridore in den Flächennutzungsplan (Trassenfreihaltung) und in den Stadtentwicklungsplan Verkehr (StEP Verkehr) aufgenommen werden.
Die NaturFreunde erwarten vom Berliner Senat und vom Abgeordnetenhaus, dass im Landeshaushalt eine Priorisierung der ÖPNV-Investitionen bei der Straßenbahn vorgenommen wird. Alle Überlegungen wieder in U-Bahn-Neubaustrecken einzusteigen, müssen aufgegeben und dafür der Ausbau von Straßenbahninfrastruktur vorangebracht werden. Zur schnellen Verwirklichung des Baus von neuen Straßenbahnlinien fordern die NaturFreunde ein „Sonderprogramm zum Ausbau der Straßenbahn in der Hauptstadt Berlin“. Dieses Programm muss mit mindestens 80 Mio. Euro jährlich ausgestattet werden. Haushaltsmittel, die in einem Jahr nicht ausgegeben werden, müssen automatisch in das nächste Haushaltsjahr übertragen werden.
Die NaturFreunde fordern, dass der Ausbau der Straßenbahninfrastruktur mit einem konsequenten Rückbau der autogerechten Stadt und der Zurückdrängung des motorisierten Individual- und Güterverkehrs zugunsten eines schienengebunden Personennah- und Güterverkehrs verbunden wird. Eine ökologische und menschengerechte Stadtplanung muss so ausgerichtet werden, dass den Berliner*innen die öffentlichen Räume zurückgegeben werden. Der Ausbau und die Zunahme des motorisierten Verkehrs in der Berliner Innenstadt hat zu einer deutlichen Zunahme von Lärm, Abgasen und einer weiteren Versiegelung von Flächen geführt. Um die ‚autogerechte Stadt‘ zu forcieren, wurden am Potsdamer Platz, am Leipziger Platz, in der Friedrichstraße und am Alexanderplatz in mehreren Stockwerken Tiefgaragen mit über 10.000 Auto-Stellplätzen gebaut. Diese Entwicklung wollen wir beenden und Berlin durch eine neue Verkehrspolitik ökologischer und menschengerechter gestalten.
aus: WanderfreundIn 02-2018