26.08.2021 | Unter dem Titel „Auf den Spuren der Straßenbahn in Spandau“ haben die NaturFreunde Berlin zu einem Stadtspaziergang eingeladen. Ziel des Stadtspaziergangs war es, für den schnellstmöglichen Bau von Straßenbahntrassen in Spandau zu werben. Die Tour wurde von Ulrich Conrad und Konrad Hickel gemeinsam geführt.
Die Interessierten trafen sich am Bahnhof Spandau und wurden von dem stellvertretenden Vorsitzende der NaturFreunde Berlin, Uwe Hiksch, begrüßt. Hiksch betonte, dass die Straßenbahn das zentrale Verkehrsmittel sei, wenn eine flächendeckende Erschließung Berlins mit einem schienengebunden, nachhaltigen und ökologischen Verkehrsmittel erreicht werden soll. Alle Versuche, die bisher erreichten, kleinen Fortschritte zugunsten von U-Bahn-Trassen zurückzunehmen, erteilte er eine klare Absage.
Die NaturFreunde haben gemeinsam mit den Aktiven in der AG Straßenbahn der NaturFreunde Berlin einen Flyer erstellt, der ein mögliches Straßenbahnnetz in Spandau aufzeigt. Mit dem Flyer sollen die Vorteile des Baus von Straßenbahnen den Menschen nähergebracht werden und in den nächsten Jahren für den schnellen Bau von Straßenbahntrassen in Spandau geworben werden.
Bei der ersten Station ging Oswald Richter auf die Geschichte des Bahnhofs Spandau und die Entwicklung der Straßenbahn in Spandau ein. Er zeigte auf, dass Spandau größer sei als viele Städte, in denen es heute Straßenbahnsysteme gebe. Er nannte als Beispiel Jena und Potsdam. Ziel für einen schnellen Bau der Straßenbahntrassen in Spandau müsse es sein, mit einer ‚Insellösung“ erste Gleistrassen zu verlegen, die dann an das bestehende Berliner Straßenbahnnetz angeschlossen werden.
Die Tour führte dann Richtung Pichelsdorfer Straße, an der Ulrich Conrad und Konrad Hickel eine mögliche Trassenführung durch die Straße aufzeigten. Anhand von möglichen Haltestellen wurde den Teilnehmenden interessante Perspektiven für die Entwicklung der Straßenbahn in Spandau vorgestellt. Die Referenten zeigten auf, dass Straßenbahnen in Spandau alle wichtigen Radialen bedienen könnten und so ein sternförmiges Netz zur Wasserstadt, nach Hakenfelde, zum Johannesstift, zum Falkenhagener Feld, nach Staaken, zur Wilhelmstadt und nach Pichelsdorf, aber auch nach Westend, Charlottenburg und zum Zoo wäre möglich würde.
Weiter ging die Tour zum Rathaus. Dort wurden die beiden diskutierten Trassenvorschläge auf dem Altstädter Rind oder durch die Altstadt von Spandau erläutert. Ulrich Conrad und Konrad Hickel sprachen sich beide für eine Trassenführung durch die Altstadt aus und zeigten Vorteile für Geschäfte, Menschen und die Entwicklung der ‚guten Stube‘ von Spandau auf. Durch die Trassenführung durch die Altstadt könnten kurze Fußwege zu den Einkaufsmöglichkeiten erreicht werden und damit die Altstadt als Einzelhandelsstandort gestärkt und gefördert werden. Auch Uwe Hiksch erklärte für die NaturFreunde, dass die NaturFreunde Berlin eine Trasse durch die Altstadt favorisieren würden.
An den weiteren Stationen der Tour zeigten die Referenten auf, dass auch die Wilhelmstadt mit einer Straßenbahn und der dadurch möglichen Verkehrsberuhigung attraktiver und bequemer erreichbar werden könnte. Antje Hennig erläuterte, dass Straßenbahnen mit Rasengleisen gebaut werden könnten und dadurch neue Grünflächen mitten in der Stadt entstehen können, wo bisher grauer Asphalt der Natur keinen Platz lässt. Bei den Planungen in Spandau könnten solche Rasengleise auf den allermeisten Abschnitten angelegt werden.
Einig waren sich die Teilnehmenden an der Tour, dass Berlin schnellstmöglich eine konsequente Mobilitätswende benötigt. Dabei sei die Vereinbarungen zum Straßenbahnbau im Koalitionsvertrag von 2016 ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen. Leider habe die Berliner Politik in den letzten Jahren nur ängstlich und zögerlich agiert. In der nächsten Legislaturperiode erwarten die NaturFreunde, dass dem schnellen Ausbau der Straßenbahn höchste Priorität eingeräumt wird und nicht mit überholten Argumenten für den U-Bahnbau eine Mobilitätswende verzögert wird.
Ulrich Conrad zeigte als Beispiel auf, dass allein das Geld für eine U7 nach Staaken ausreichen würde, um das gesamte Spandauer Netz zu finanzieren.
Der Stadtspaziergang endete am U-Bahnhof Altstadt in Spandau.