08.06.2020 | Was sich zu Zeiten des Shutdowns an den Grenzen Europas abspielt, ist eine Tragödie. Die Staaten der Europäischen Union werden in keiner Weise ihrer Verantwortung für einen humanitären und menschenwürdigen Umgang mit Menschen auf der Flucht gerecht. Auf den griechischen Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos sitzen mehr als 42.000 Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen in völlig überfüllten Lagern hinter Stacheldrahtzaun fest. Abstand halten und gute Hygiene – das Gebot der Stunde – ist dort unmöglich. Es gibt kaum mehr fließendes Wasser und im Lager Moria müssen sich 1.300 Menschen ein Waschbecken teilen. Allein auf der Insel Lesbos sitzen 20.000 Menschen in einem Flüchtlingscamp - ausgelegt für 3000 Geflüchtete - fest.
Die NaturFreunde halten es für mehr als beschämend, dass Deutschland lediglich 50 unbegleitete Minderjährige aufgenommen hat. Dies wird der Verantwortung des Landes in keiner Weise gerecht. In Deutschland sind über 140 Kommunen, Städte und Länder bereit, geflüchtete Menschen aufzunehmen. Die NaturFreunde Berlin halten es für notwendig, dass Lager wie Moria sofort geräumt und die Menschen auf die Staaten der Europäischen Union verteilt werden.
Etwa 40 Prozent der Geflüchteten sind Kinder und Jugendliche. Viele Minderjährige sind allein auf der Flucht. Durch die Angst vor Covid-19 wurden zudem alle Nachtwachen abgerufen, was bedeutet, dass Kinder und Jugendliche Gewalt und sexuellen Übergriffen schutzlos ausgeliefert sind. Diese Kinder brauchen dringend Bildung, Sicherheit und eine Perspektive für ihr zukünftiges Leben. Da dieses Camp gerade einfach seinem Schicksal überlassen wird, muss dort dringend die Politik Europas dafür sorgen, dass zunächst einmal Schwangere, Kinder und deren Familien sowie kranke Menschen aus dieser untragbaren menschenunwürdigen Situation entrissen werden.
Es gibt kaum fließendes Wasser und nur einige wenige Toiletten für Gebiete von 4000 Menschen. Die sanitäre Situation ist katastrophal. Zu allem Übel ist dort auch noch die Krätze ausgebrochen und frisst die Geflüchteten am lebendigen Leibe auf, es gibt jedoch kaum Medizin. Und mittendrin die Kinder.
Die NaturFreunde fordern deshalb jene unbegleiteten Kinder und Jugendlichen in den Lagern auf den griechischen Inseln, die allein reisenden Frauen mit Kindern und die Familien mit Kindern sofort aus diesen Lagern herauszuholen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu geben, haben die NaturFreunde Briefe an die zuständigen Senator*innen und die Regierungsfraktionen im Abgeordnetenhaus in Berlin gesandt.
Ellinor Riedel
aus: WanderfreundIn 02-2020