07.12.2021 | Mit diesem Diskussionspapier will der Berliner Energietisch Lösungen entwickeln, die im Land Berlin ein klimagerechtes Wohnen möglich machen. Anlass sind zwei beunruhigende, sich bedingende Entwicklungen:
Seit der Jahrtausendwende sind die Verbraucherpreise für Erdgas und Fernwärme um rund 70 Prozent gestiegen.1 Die Kosten für das Heizen machen in Berlin heute rund die Hälfte der jährlichen Energieausgaben eines privaten Durchschnittshaushalts aus. Nicht „nur“ der Mietenwahnsinn in Berlin und anderen Ballungsräumen frisst immer größere Teile der Haushaltseinkommen. Die Wärmekosten als „zweite Miete“ treiben immer mehr Berliner*innen in Energiearmut, d.h. schon das Heizen ihrer Wohnung ist für sie ein Armutsrisiko – nicht zuletzt, weil sie in schlecht gedämmten Häusern mit hohem Energiebedarf leben.
Der Umstieg von fossilen auf vorrangig lokal erzeugte erneuerbare Energieträger wie Solarwärme, Erdwärme und nachhaltige Bioenergieträger kann die Heizkosten zwar deutlich senken. Und eine gut umgesetzte energetische Gebäudesanierung kann den Energiebedarf für das Heizen theoretisch schnell halbieren. Allerdings kommt diese Wärmewende in Berlin bisher kaum voran. Viele Gebäudesanierungen führen in unserer Stadt – wenn überhaupt – nur zu überschaubaren Verbrauchseinsparungen. Schlimmer noch, zusammen mit zweifelhaften Luxusmodernisierungen werden ihre Kosten so auf die Kaltmiete umgelegt, dass sich viele Mieter*innen dann ihre Wohnung nicht mehr leisten können. Grund dafür sind aber die aktuelle Marktsituation und die Gesetzeslage, nicht der Klimaschutz an sich.