04.05.2018 | Drei Kugeln auf Rudi Dutschke* – Ausstellung in der Polizeilichen Sammlung am Platz der Luftbrücke in Berlin zum Attentat auf den Studentenführer.
Am früheren U-Bahnhof Kreuzberg auf der Linie U 6, heute Platz der Luftbrücke, gibt es interessante zu entdecken. Nimmt man den Hinterausgang, die Straßenseite wechselnd, und geht zum alten Familienzentrum, findet mensch dort die Präsensbibliothek der Berliner Polizei mit ca. 170 000 Exponaten. Im Keller des Polizeipräsidiums ist seit Januar 1988 die Polizeihistorische Sammlung untergebracht. Dort sind die Exponate und Dokumente aus der Lehrmittelsammlung der Polizeischule Spandau, dem 1990 aufgelösten Volkspolizeimuseum und nicht zuletzt das Material aus dem ehemaligen Kriminalmuseums in der Gothaer Straße in Schöneberg zusammengeführt.
Seit 2015 leitet Jens Dobler, Historiker, die Institution am Platz der Luftbrücke 6. Er kuratierte die Ausstellung, die die Entwicklung der Student*innen-Revolte aufzeigt, die nach dem Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 von einem Polizisten erschossen worden war, in Berlin begann.
Die Student*innenbewegung radikalisierte sich durch die todbringenden Schüsse und legten letztendlich auch eine Grundlage für den „bewaffneten Kampf“ der RAF (Roten Armee Fraktion).
Andererseits gaben die Vorgänge auf Berlins Straßen, einen wichtige Anstoß zur Demokratisierung der Berlin Polizei – von der Hau-drauf-Ideologie vollzog sich langsam ein Wandel zur Auseinandersetzung und Dialogbereitschaft mit den Anliegen der Protestbewegung.
Die Sonderausstellung anlässlich des 50. Jahrestages der 68er wurde am 9. April 2018 von Gretchen Klotz-Dutschke, die auch Autorin des Buches „ 1968. Worauf wir stolz sein dürfen“ und im Beisein ihrer beiden Söhne und deren Familienmitglieder, eröffnet. In den verschiedenen Redebeiträgen wurde auf den langen Marsch in und durch die Institutionen hingewiesen und die Veränderungspotentiale für die Nach-68-Zeit herausgehoben. Die Rolle des „Springer-Zeitungswaldes“, die Verantwortung der Politik und die überkommenen Strukturen aus der Nazi-Zeit erwähnt.
In der ersten Vitrine, ganz unscheinbar, lagen die „Corpus delicti“, die aus der Waffe des neonazistischne Attentäter Josef Bachmann stammten und in der Asservatenkammer der Polizei lagerten.
Ein Zeitzeuge, damals junger Streifenbeamter, heute über 80 Jahre alt, schilderte sehr detailliert, was passierte, nachdem die drei Schüsse am 11. April 1988 auf Rudi Dutschke auf dem Kudamm abgegeben wurden. Er schilderte, wie er mit seinem Kollegen an den Verhaftungsort an den Tatort kam und sie große Mengen von Munition bei den Täter fanden, dass er ohne Verhaftung „noch heute geschossen hätte“.
In den anderen Vitrinen finden sich zeithistorische Dokumente wie Aktenvermerke, Utensilien aus der Student*innenbewegung, Zeitungsausschnitte und der Liedtext als Druck von Wolf Biermann. Drei Kugeln auf Rudi Dutschke*- sie galten ihm nicht allein ein Tenor des.
Interessant sind die vom Fotokünstler aus Polizeifotos zusammengestellten Folianten zu den bewegten Zeiten von 1966 bis 1970. Sehenswert.
Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Juli immer von Montags-Mittwochs in der Zeit von 9 Uhr bis 15 Uhr zu sehen.
(http://www.phs-berlin.de/index.php/veranstaltung/item/drei-kugeln-auf-ru...)
* Lied-Titel von Wolf Biermann, wo er von Deutschland deine Mörder und das ist das alte Lied, singt und textlich historische Bezüge herstellt
https://www.youtube.com/watch?time_continue=5&v=HpABjtkCryQ