03.07.2018 | Seit 1970 wurden in Deutschland mehr als 900 000 landwirtschaftliche Betriebe geschlossen. „Wachsen oder weichen“ ist seit vielen Jahrzehnten die Devise der offiziellen Landwirtschaftspolitik. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass sich die Landwirtschaft immer mehr industrialisiert hat. Folge dieser Entwicklung ist die Zunahme von Megaställen, immens hoher Einsatz von Ackergiften und eine Verödung der Dörfer in den ländlichen Räumen. Seit vielen Jahrzehnten stemmen sich die NaturFreunde gegen diese Entwicklung. Die NaturFreunde begreifen sich als Partner der kleinen und mittleren bäuerlichen Betriebe und setzen sich für eine Stärkung der ökologischen Landwirtschaft ein. Deshalb sind die NaturFreunde bereits bei der ersten „Wir haben es satt!“-Demonstration vor acht Jahren aktiv im Trägerkreis der Demonstration tätig.
Mehr als 33 000 Menschen zogen vom Berliner Hauptbahnhof vorbei am Wirtschaftsministerium bis zum Brandenburger Tor. Die Demonstration in Berlin war beeindruckend. Angeführt wurde sie von Bäuerinnen und Bauern mit 160 Traktoren, die zum Teil drei Tage unterwegs waren, um zu der Demonstration nach Berlin zu kommen. Tausende kamen mit Bienen-, Schmetterlings-, Kuh- und Schweinekostümen um für eine tiergerechte Landwirtschaft zu demonstrieren. Mehr als 20 Demo-Wagen fuhren in der Demonstration mit. Auch die NaturFreunde waren mit mehr als 100 Teilnehmenden aus Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Hamburg, Sachsen und Nordrhein-Westfalen sichtbar vertreten. Mit einem eigenen Demo-Block unter dem Motto „Kleinbäuer*innen schützen – Freihandelsabkommen stoppen“ beteiligten sich die NaturFreunde zusammen mit den Aktiven der Menschenrechtsorganisation FIAN und den „Berliner Netzwerk TTIP | CETA | TiSA stoppen!“ an der Demonstration. Auf der Abschlusskundgebung waren die NaturFreunde gut sichtbar mit einem eigenen Info-Stand beteiligt, bei dem nach der Schlusskundgebung fast alle Infomaterialien mitgenommen waren.
Bei der diesjährigen Demonstration waren drei Themen dominierend. Zum einen wurde auf vielen Schildern, Transparenten und Demo-Wagen ein Verbot von Glyphosat gefordert. Auch die NaturFreunde waren mit einem eigenen kleinen „Imker-Block“ vertreten, um ein Verbot von Glyphosat zu unterstützen. Zum anderen wurde unter dem Motto „Essen ist politisch“ eine grundlegende Agrar- und Ernährungswende eingefordert. Die Demonstrationen sind aber auch immer international ausgerichtet. Das zeigten die vielen Plakate, die sich gegen aggressive Exportstrategien, Landraub und die Ausbeutung der kleinen Bauern in den Staaten des globalen Südens richteten. Die Teilnehmenden forderten ein, statt Konzerninteressen mit Freihandelsabkommen abzusichern, weltweit einen sicheren Zugang zu Land, Wasser, Saatgut und Nahrung für die Menschen im globalen Süden sicherzustellen.
Uwe Hiksch
aus: WanderfreundIn 01-2018