01.03.2021 | Gerade in Berlin sind wir täglich mit Werbung konfrontiert: Ob wir in der Bahn auf den Bahnsteig oder an die Reklame über den Fenstern schauen, Radio hören oder Fernsehen schauen oder einfach nur durch die Stadt schlendern. Dabei repräsentieren sich nicht nur die netten Familienunternehmen aus der Nachbarschaft, sondern große Konzerne, aber auch die Polizei, die Bundeswehr oder die Bundesregierung und verschiedene Parteien. Den Zorn über die verschiedenen Organisationen lassen verschiedene Künstler*innengruppen gerne an solchen Plakaten aus.
So wird zum Beispiel die Kampagne “110%” der Polizei von der Kommunikationsguerilla-Gruppe "110% subversiv" “korrigiert”. Dabei änderten sie die Sprüche so ab, dass auf Rassismus, Sexismus und Gewalt in der Polizei hingewiesen wird.
Doch nicht immer bleiben die Aktionen unbemerkt. So wurde zum Beispiel die Aktivistin Frida mit einer anderen Person beim Korrigieren eines Bundeswehr Plakats (“Geht Dienst an der Waffe auch ohne Waffe?” wurde zu “Kein Dienst an der Waffe geht ohne Waffe!”) erwischt. Die Polizei nahm die Personalien auf, Frida war kooperativ. Trotzdem folgten drei Hausdurchsuchungen im Umfeld der Aktivistin. Begründet wird diese Repression damit, dass durch “Adbusting [...] die Behörden lächerlich” gemacht würden. Die NaturFreunde Berlin halten die durchgeführten Hausdurchsuchungen für völlig überzogen und solidarisieren sich mit den Aktivist*innen. Das Verfremden von Werbung ist eine Antwort der gesellschaftlichen Bewegungen, die nicht mit Steuermitteln oder viel Konzerngeldern ihre Meinung sagen können und nach Überzeugung der NaturFreunde auch ein Stück Street-Art und Mittel des politischen Ausdrucks.
Jonathan Deisler
aus: WanderfreundIn 04-2020