08.01.2023 | Immer mehr Menschen in Berlin können sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten. In den ersten sechs Monaten im Jahr 2021 wurden allein in Berlin 1.119 Räumungsklagen an Mieter*innen mit Zahlungsschwierigkeiten verschickt, davon 228 in Marzahn-Hellersdorf, 144 in Spandau und 143 in Lichtenberg. Insgesamt wurden 2021 in Berlin allein im zweiten Quartal 1.326 Räumungen durchgeführt. Die NaturFreunde unterstützen das Bündnis „Zwangsräumungen verhindern“, das sich für Betroffe von Zwangsräumungen einsetzt und mit Aktionen auf die skandalösen Räumungen von Mieter*innen aufmerksam macht.
Die Wohnungsmieten in Berlin sind zwischen 2012 und 2021 zwischen 31,2% und 55,4 % teurer geworden. Gerade für Familien mit Kindern sind Wohnungen in Berlin auf dem freien Wohnungsmarkt immer schwerer zu bezahlen. So kostet heute eine 4-Zimmer-Wohnung in Berlin 10,78 Euro Kaltmiete, während sie 2012 noch 8,06 Euro gekostet hat.
Die NaturFreunde setzen sich deshalb für eine grundlegende Veränderung des Berliner Wohnungsmarktes ein und fordern mit der Initiative „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ eine Vergesellschaftung der Wohnungen der großen Wohnungskonzerne mit mehr als 3.000 Mieteinheiten. Durch das gewonnene Volksbegehren, bei dem 60 Prozent der Berliner*innen für die Vergesellschaftung der Wohnungen gestimmt hat, werden zwölf Prozent der Berliner Mietwohnungen der Spekulation entzogen.
Erst vor wenigen Tagen hat Vonovia bekannt gegeben, dass der Konzern seine Profite massiv steigern konnte. Der operative Gewinn von Vonovia hat sich im ersten Halbjahr 2022 um 36 Prozent auf über eine Milliarde Euro gesteigert. Diese massive Gewinnsteigerung ist vor allem auf die Übernahme der Deutsche Wohnen im vergangenen Jahr zurückzuführen. Auch der Umsatz des Konzern stieg in den ersten sechs Monaten um knapp 35 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro an. Gleichzeitig hat der Konzernchef angekündigt, die Mieten weiter zu erhöhen.
Die NaturFreunde akzeptieren nicht, dass wenige Konzerne mit dem Grundrecht auf Wohnen riesige Gewinne machen. Dies muss sich endlich ändern. Deshalb erwarten die NaturFreunde vom Berliner Senat, dass er nach dem vorliegenden Ergebnis der „Enteignungskommission“ endlich Taten folgen lässt und ein Enteignungsgesetz für Berlin vorlegt.
Uwe Hiksch
aus: WanderfreundIn 03-2022