21.03.2021 | Zu einer interessanten Veranstaltung hatten die NaturFreunde Berlin mit dem Titel „Politik konkret: Gibt es Rassismus auf dem Wohnungsmarkt?“ eingeladen. Die Referentin zeigte Anfangs auf, wie sie als Brasilianerin den Berliner Wohnungsmarkt kennengelernt habe. Sie habe bereits in 10 WGs gelebt, ohne bisher einen realen Mietvertrag zu bekommen. Sie zeigte anhand einer repräsentativen Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes auf, dass „rund 15 Prozent aller Befragten, die in den vergangenen zehn Jahren auf Wohnungssuche waren, dabei Diskriminierungserfahrungen aus rassistischen Gründen, wegen der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe oder der Herkunft aus einem anderen Land“[1] machen mussten. „Jede_r dritte Wohnungssuchende mit Migrationshintergrund (35 Prozent) berichtete der Umfrage zufolge von rassistischer Diskriminierung.“[2] In der Studie ermittelt, dass 29 Prozent der Befragten „sehr große oder große Bedenken [hätten], wenn in die benachbarte Wohnung oder ins Nachbarhaus eine Person einzöge, die nach Deutschland eingewandert“[3] sei. Bei der Vermietung einer eigenen Wohnung an Menschen, mit Migrationshintergrund hätten 41 Prozent der Befragten Bedenken[4].
Deshalb sei das Ziel des Volksbegehrens „Deutsche Wohnen & Co. Enteignen“ auch, für einen diskriminierungsfreien Wohnungsmarkt zu sorgen. Die öffentlichen Wohnungsbauunternehmen müssten durch eine umfangreiche Schulung und Sensibilisierung ihrer Mitarbeitenden dafür sorgen, dass Ausgrenzung aufgrund der Herkunft oder sozialen Lage ausgeschlossen werde.
Nach dem Vortrag wurde intensiv über konkret Möglichkeiten für eine Demokratisierung des Wohnungsmarktes diskutiert. Am Beispiel der Forderungen des Berliner Energietisches für eine Demokratisierung der Energieversorgung wurden Parallelen zum Wohnungsmarkt diskutiert. Mit Stadtteilversammlungen und Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Bürger*innen müssten konkrete Veränderungsprozesse in den öffentlichen Unternehmen erreicht werden. Das Volksbegehren sei die Grundlage für eine solche Veränderung für die Berliner*innen.
In den nächsten Monaten werde es jetzt darum gehen, die Unterschriften für die zweite Stufe des Volksbegehrens zu sammeln um dann mit einem Volksentscheid für Berlin eine grundlegende Veränderung in der Wohnungswirtschaft möglich zu machen.
[1] O.A., Jede_r dritte Wohnungssuchende mit Migrationshintergrund erlebt Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt / Antidiskriminierungsstelle: Benachteiligungsverbot konsequenter umsetzen, in: Antidiskriminierungsstelle des Bundes, 29.01.2020, siehe: https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/...
[2] Ebd.
[3] KNA, Fast 30 Prozent wollen keine Zuwanderer als Nachbarn, in: Der Tagesspiegel, 29.01.2020, siehe: https://www.tagesspiegel.de/politik/diskriminierung-auf-wohnungsmarkt-fa...
[4] Ebd.