10.03.2023 | Seit mehr als 100 Jahren beschäftigen sich NaturFreund*innen mit den alltäglichen Auswirkungen der bürgerlichen Sitten und Bräuche. Hier ein schönes Beispiel für einen Wunsch, das neue Jahr dazu zu nutzen, die Gesellschaft zu verändern.
„Geschichtliche Skizzen und zeitgemäße Gedanken zur Jahreswende
„Das neue Jahr bringt keine Wende,
Wenn ihr nicht selbst die Helfer seid:
In euren Fäusten schläft das Ende,
In euren Hirn die neue Zeit!
Erwacht aus dumpfen Sehnsuchtsträumen,
Euch ruft der Tag, euch ruft die Tat!“
Klara Müller-Jahnke
„Das bürgerliche Jahr geht zu Ende. Die sozialistische Arbeiterschaft hat keine Möglichkeit und auch keine Ursache, an die alten Bräuche anzuknüpfen. Sie strebt ja zu einer neuen Kultur, zu neuen Sitten, zu neuen Festen und Festgebräuchen. So trifft sich die sozialistische Jugend vielfach am Silvesterabend, um auf ihre Art den Abend zu begehen. […] Trotz des Jahreswechsels bleibt im täglichen Leben alles beim Alten, d. h. das Glück der kommenden Generationen hängt von dem weiteren Aufstieg der Arbeiterklasse ab. Das Schicksal der Arbeiterklasse darf uns Wanderern nicht gleichgültig sein, denn ihr Schicksal ist auch das unsere. […] Der Arbeiterschaft stehen auch im neuen Jahr schwere Kämpfe bevor. Sie wird alle Kräfte anspannen müssen, wenn sie der Reaktion trotzen will. Da dürfen wir als Wanderer nicht abseits stehen, sondern müssen bei allen passenden Gelegenheiten unseren Mann stehen. Nicht von oben herab kann die Arbeiterklasse ihr Heil erwarten, sondern sie muss sich ihr Recht im harten Kampf erobern. So kann die Jahreswende keine Weltenwende sein, sondern nur ein Rückblick auf das bisher Erreichte und ein Ausblick auf die kommenden Ereignisse.“
Richard Kunze, Geschichtliche Skizzen und zeitgemäße Gedanken zur Jahreswende, in: Fahrtgenoß. Monatsschrift für proletarische Wanderer, Touristen-Verein ‚Die Naturfreunde‘, Zentrale Wien, Gau Brandenburg, Januar/Februar 1929, S. 4.
aus: WanderfreundIn 04-2022