02.07.2018 | Die Sozialistin Clara Zetkin (1857–1933) war jahrzehntelang die treibende Kraft: in der deutschen Sozialdemokratie, auf der europäischen Bühne und nicht zuletzt als Sekretärin der 1907 gegründeten Sozialistischen Fraueninternationale.
Im württembergischen Stuttgart redigierte sie das SPD-Blatt »Die Gleichheit« und hatte es mit 125.000 Abonnements zur international führenden sozialistischen Frauenzeitschrift gebracht. Hier formte sie zusammen mit jüngeren Sozialdemokraten einen der radikalsten marxistisch-sozialdemokratischen Vereine und heiratete den 18 Jahre jüngeren Kunstmaler Friedrich Zundel.
Seit dem frühen Tod ihres ersten Mannes Ossip Zetkin im Jahre 1889, eines in die Emigration vertriebenen russisch-jüdischen Revolutionärs, erinnerte diese Freundin Rosa Luxemburgs an eine Kerze, die, obwohl sie an beiden Enden brannte, sich nicht zu verzehren schien.
Im Sommer 1914 begann es jedoch zu flackern, hier wie dort: In Beruf und Politik kam es zur Katastrophe. Das Kippen der internationalen Sozialdemokratie in eine selbstverschuldete Unmündigkeit, zurück unter die bürgerliche Vormundschaft, der einst Lassalle die junge Arbeiterbewegung entwunden hatte, ließ Clara Zetkin – nach eigenen Worten – fast wahnsinnig werden und an Selbstmord denken: Hier ging ein Lebenswerk in Trümmer.
All diese Vorgänge spiegeln sich in Clara Zetkins Briefen aus dem Ersten Weltkrieg, die hier erstmals vorgelegt werden.
Der Band ist der erste einer dreibändigen Ausgabe mit den politischen Briefen, die Clara Zetkin zwischen August 1914 und ihrem Tod 1933 schrieb. In ihnen spiegeln sich ihre Entfremdung von der kriegsbefürwortenden SPD-Führung und ihre schrittweise Ausstoßung aus der Partei, deren Gesicht sie mehr als zwei Jahrzehnte mitprägte. Herausgegeben wurde der Band von Marga Voigt.
Der Kriegsbriefe-Band enthält 168 Briefe, 27 Postkarten, Telegramme bzw. deren Entwürfe und/oder Notizen. Davon sind 149 Erstveröffentlichungen – nur 46 Zetkin Briefe wurden im vollen Wortlaut zuvor veröffentlicht. Ergänzt wird die Briefsammlung durch die Dokumentation einer völlig vergessenen Debatte in der USPD über die Herrschaft der Bolschewiki im Sommer und Herbst 1918 in der von Rudolf Breitscheid herausgegebenen Korrespondenz »Sozialistische Auslandspolitik« mit Beiträgen von Karl Kautsky, Juli Martow, Rudolf Breitscheid, Heinrich Ströbel, Wilhelm Düwell, Alfred Henke, Alexander Stein, Eduard Bernstein, A. Martynoff.
Lesung: Marga Voigt
LesensWert:
Die Reihe "LesensWert" stellt Autor*innen vor, die im weiten Umfeld der NaturFreunde-Bewegung arbeiten. Mit Buchvorstellungen, Buchlesungen und Diskussionsabenden nähern sich die NaturFreunde den Autor*innen und ihren Büchern.
Wann?
29.06.2018 - 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr
NaturFreunde Berlin, Paretzer Str. 7, 10713 Berlin