27.08.2021 | In der Fahrtgenoss, der Mitgliederzeitung der NaturFreunde Gau Brandenburg, zu dem auch die Berliner NaturFreunde gehörten, findet sich im Juli 1920 ein Aufruf an die Mitglieder, gemeinsam für eine starke NaturFreunde-Bewegung zu kämpfen. Ein Artikel, der auch heute noch Spaß macht zu lesen.
„Ein Beitrag zum Punkt Agitation
Franz Karlewitz, Bln.-Moabit
In der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei ist ein Antrag angenommen worden, der dem Sinne nach folgendes besagt: Mitglieder der Partei, die bürgerlichen Sportvereinen angehören, haben dort ihre Mitgliedschaft aufzugeben und sich den revolutionären Arbeiter-Sportorganisationen anzuschließen. Bei Bekanntgabe dieses Antrages machte ich auf dem Zahlabend der Partei die Beobachtung, daß man ihn stillschweigend zur Kenntnis nahm. […] Warum? Innerhalb der Arbeiter-Sportbewegung stehende Genossen finden in dem Antrag etwas Selbstverständliches, und die anderen sind sich der Tragweite nicht bewußt. In den Kreisen der Arbeiterschaft in Berlin ist wohl sehr stark die Auffassung vertreten, daß als Sport Turnen und Leichtathletik in Frage kommen, also der Turnverein „Fichte“ als solcher ihnen nur als Gegner der bürgerlichen Sportvereine gilt, allenfalls noch die „Märkische Spielvereinigung“ (Fußball), die aber auch von den meisten mit dem Turnverein „Fichte“ in einen Topf geworfen wird. […] Und nun, Wanderer, heraus und Aufklärung in die Partei gebracht; denn diese hat sich jetzt uns gegenüber den Rücken freigemacht, jetzt kann sie uns, wenn gesagt wird, daß es so und soviel Arbeiter und Arbeiterkinder gibt, die bürgerlichen Wandervereinen angehören, (als solche gelten für mich auch die kleinen Wandercliquen und Vereinchen) sagen, warum bringt ihr keine Aufklärung in die Reihen der Arbeiterschaft, daß ihr als Touristen-Verein „Die Naturfreunde“ die Organisation der revolutionären Arbeiterwanderer seid; denn man kann nicht von der Partei verlangen, daß sie ihre Kraft in dieser Richtung vergibt. […] Fragt [die Arbeiter], ob sie schon ihre Kinder, die in Scharen, mit dem Rucksack und Mandoline bewaffnet, ihre Wohnung verlassen, gefragt haben, wo sie hinziehen und was sie treiben, welcher Vereinigung sie angehören. […] Besonders die Wanderer können sich das Bild des Konsum-Vereins Groß-Berlin zu eigen machen, welches ein Kind darstellt, das einen Holzstab mit Leichtigkeit zerbricht, und daneben einen Herkules, der ein Bündel dieser Holzstäbe nicht mit der größten Kraftanstrengung zerbrechen kann. Also Geschlossenheit macht stark!“
Aus: Franz Karlewitz, Ein Beitrag zum Punkt Agitation, in: Fartgenoss, Nr. 4, Juli 1920, S. 28f.
aus: WanderfreundIn 02-2020