16.07.2024 | Vor rund sieben Jahren hatte der AK Internationalismus der Berliner NaturFreunde zum ersten Mal Besuch aus Honduras. Martín Fernández, Koordinator der Breiten Bewegung für Würde und Gerechtigkeit (MADJ) berichtete von den schwierigen Bedingungen für Landrechts- und Umweltverteidiger*innen in seinem Land und schilderte die Situation in ländlichen Gemeinden, denen buchstäblich das Wasser abgegraben wird.
Aus diesem Besuch entstand eine partnerschaftliche Arbeit zwischen der MADJ, ihrer Schwesterorganisation FundAmbiente und den NaturFreunden Berlin. Konkrete Unterstützung erfolgte mit einem Projekt, welches größtenteils vom Entwicklungsministerium (BMZ) finanziert wurde. Im Dezember 2023 konnte das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden.
Das Projekt ermöglichte eine dreijährige Arbeit von FundAmbiente in ländlichen Gemeinden im Norden von Honduras.
Wasser – ein knappes Gut in einem regenreichen Gebiet
Obwohl der Verwaltungsbezirk Atlántida im nördlichen Honduras eine der wasserreichsten Regionen des Landes ist, wird der Zugang zum Wasser immer problematischer. „Die Ressource Wasser wird immer knapper und die ländliche Bevölkerung spürt dies zuerst“, sagt Santos David, Koordinator des Projektes. Dürren, Starkregen, Hurrikane sowie pestizidreiche industrielle Landwirtschaft und Wasserkraftwerke beeinträchtigen nicht nur die Menge an Wasser, die in den Gemeinden ankommt, sondern auch die Wasserqualität.
Für die ländlichen Gemeinden, die vorrangig von kleinbäuerlicher Landwirtschaft leben, ist Zugang zu Wasser existenziell. Denn die meisten Dörfer verfügen über keine öffentliche Wasserversorgung, auch ihre Felder müssen vom Wasser aus Flüssen bewässert werden. Doch was können Gemeinden tun, wenn ihnen der Zugang zu Wasser durch Unternehmen versperrt oder die Infrastruktur durch Unwetter beschädigt ist? Wie können staatliche Stellen in die Pflicht genommen werden? Wie kommen Gemeinden an die nötigen Informationen über Konzessionsvergabe auf ihrem Territorium und welche Rechtsmittel stehen ihnen zur Verfügung? All das war Gegenstand der Fortbildungen und Beratungen in dem Projekt.
„Dass die Basisgruppen der MADJ mit staatlichen Behörden in Kontakt gehen und ihre Rechte einfordern können, ist ein Erfolg des Projektes“, so Ilena Morales, Vorstandsmitglied von FundAmbiente.
Neben der Fortbildung der Basisgruppen sollten im Verlauf des Projektes Vorschläge erarbeitet werden, wie ein nachhaltiges Wassermanagement in Atlántida gestaltet und wie für die Bevölkerung langfristig den Zugang zu Wasser gesichert werden könnte.
Nächste Schritte zum nachhaltigen Wassermanagement
Diese Vorschläge wurden in einem von FundAmbiente geleiteten partizipativen Prozess mit den Basisgruppen und Gemeinderäten erarbeitet. Die Vorschläge beinhalten konkrete Maßnahmen, die idealerweise in den nächsten Jahren von den Gemeinden, staatlichen Behörden und der Zivilgesellschaft umgesetzt werden könnten.
Einige dieser Vorschläge sind:
- Einrichtung eines Runden Tisches mit Beteiligung von Anwohner*innen, Gemeinderäten, Bürgermeister*innen, zuständigen staatlichen Behörden und wichtiger zivilgesellschaftlicher Organisationen,
- Erklärung von Wassereinzugsgebieten zu dauerhaften Schutzgebieten,
- Förderung und Unterstützung der Wasserräte bei der Erneuerung der Infrastruktur in den Gemeinden,
- Erarbeitung von Regularien für den ressourcenschonenden Anbau von Ölpalmen.
Eines der wichtigsten Punkte beim Ressourcenmanagement ist jedoch auch die Rechtssicherheit. Honduras gehört seit Jahren zu den gefährlichsten Ländern für Umwelt- und Landrechtsverteidiger*innen. Auch von FundAmbiente und der MADJ werden immer wieder Mitglieder verfolgt, kriminalisiert und ermordet. Der Kampf gegen Straflosigkeit hat deshalb nach wie vor Priorität für FundAmbiente. Ohne Strafverfolgung von Verbrechen gegen die Umwelt und gegen diejenigen, die sie verteidigen, wird es keinen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Gütern geben.
Die Arbeit für FundAmbiente geht auch nach Projektende weiter.
Rita Trautmann
aus: WanderfreundIn 01-2024