05.11.2024 | Berlin, den 5. November 2024
Gemeinsame Presseerklärung der NaturFreunde Berlin und Bürgerinitiative Jahnsportpark
NaturFreunde Berlin und Bürgerinitiative begrüßen Abriss-Stopp des Stadions im Jahnsportpark
Wegweisende Entscheidung des Verwaltungsgerichts stärkt Artenschutz in Berlin
Die NaturFreunde Berlin und die BI Jahnsportpark begrüßen das richtungsweisende Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts, das den Abriss des Jahnstadions aus artenschutzrechtlichen Gründen gestoppt hat. Der Gerichtsbeschluss hat dabei die umfangreiche Stellungnahme der AG Artenschutz der NaturFreunde positiv gewürdigt, in der u.a. die fehlende Umsetzung vorgeschriebener Ausgleichsmaßnahmen (sog. CEF-Maßnahmen) bemängelt wurde – eine Forderung, die der Berliner Senat bislang ignoriert hatte.
In einem Eilantrag forderten die NaturFreunde Berlin, dass die Abrissarbeiten erst nach Durchführung wirksamer Schutzmaßnahmen oder durch eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung weitergeführt werden dürfen. „Artenschutz muss auch in der Stadt konsequent umgesetzt werden,“ so die NaturFreunde Berlin. „Städte spielen eine zentrale Rolle für den Schutz der Biologischen Vielfalt. Sie ist kein Luxus, sondern essentiell für den Erhalt intakter Ökosysteme und für die Lebensqualität der Menschen.“
Der Spatz, einst ein häufiger Stadtbewohner, ist inzwischen zum Symbol für den Rückgang städtischer Artenvielfalt geworden. Dieser robuste kleine Vogel leidet zunehmend unter Brutstätten- und Grünflächenverlust, die Populationen schwinden bundesweit. Sein Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, auch in Städten Lebensräume für Tiere zu schaffen und zu schützen. Der Spatz erinnert uns daran, dass Artenschutz alle Lebensräume einschließt – vom Wald bis zur Großstadt. Ein grüner, naturnaher Jahnsportpark könnte diesen Bedarf decken, indem er nachhaltige Baukonzepte mit sportlicher Nutzung kombiniert und so dem Flächenverbrauch und Verlust von Lebensräumen entgegenwirkt.
Der Schutz der Artenvielfalt gerade in den Städten gehört genau wie das Bauen im Bestand, die Reduzierung von Abrissen, Baumfällungen, Bodenversiegelung und Materialverbrauch, das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen u.v.m. zu den zentralen Themen der Bauwende. Biodiversität in urbanen Gebieten verbessert das Mikroklima, bietet natürliche Schädlingsbekämpfung und erhöht die Resilienz gegen den Klimawandel. Das Projekt Jahn-Sportpark ist in dieser Hinsicht nicht zeitgemäß und hat die Bauwende noch nicht vollzogen. Dazu besteht jetzt Gelegenheit.
Die Entscheidung des Gerichts sendet eine klare Botschaft: Berlin muss sich stärker zum Schutz und zur Förderung der Artenvielfalt bekennen. Das Projekt Jahn-Sportpark muss auf den Prüfstand: Nicht nur aus Arten-, Natur- und Klimaschutzgründen ist der Stadion-Abriss ein Irrweg, auch finanziell ist das Projekt aus dem Ruder gelaufen und unverhältnismäßig teuer geworden.
Eine nachhaltige Neugestaltung des Sportparks, die sowohl die Bedürfnisse der sportlichen Nutzung als auch die Erhaltung der Natur berücksichtigt, ist möglich. NaturFreunde Berlin und die Bürgerinitiative Jahnsportpark werden sich weiterhin dafür einsetzen.
Zitate:
Caroline Seige, Mitglied der AG Artenschutz der NaturFreunde Berlin: “Das gestrige Urteil zum Abriss-Stopp am Jahn-Sportpark verdeutlicht den hohen Stellenwert des Artenschutzes bei Bauvorhaben. Wir hoffen, dass die Stadtpolitik das Negativbeispiel zum Anlass nimmt, nun endlich konsequent für rechtssichere Prüf- und Genehmigungsverfahren zu sorgen. Geschützte Lebensstätten sind vollständig zu erfassen, Ausgleichsmaßnahmen (CEF) rechtzeitig und funktional umzusetzen, Ausweichflächen konkret der Naturschutzbehörde nachzuweisen. Mangelhafte faunistische Gutachten sind an Berlins Baustellen wiederholt Ursache für Baustopps. Sie führen zum Erlöschen geschützter Vogelpopulationen in städtischen Räumen und zum Verlust von Lebensqualität. Eine rechtskonforme Planung ist gut machbar und muss für einen wirksamen Ersatz der verloren gehenden ökologischen Lebensräume sorgen.”
Philipp Dittrich, BI Jahnsportpark: „Das ist ein erfreulicher Erfolg für den Artenschutz. Der Schutz der biologischen Vielfalt ist ein wesentlicher Bestandteil der Bauwende. Artenschutz steht dabei nicht gegen das Bauen, sondern für ein neues, anderes Planen und Bauen.“
Uwe Hiksch, stellv. Vorsitzender NaturFreunde Berlin: „Das Urteil ist ein wichtiger Beitrag für die Durchsetzung des Artenschutzes bei Bauvorhaben. Die Richter haben deutlich gemacht, dass der Berliner Senat bei seinen Bauvorhaben den gesetzlich vorgeschriebenen Artenschutz einhalten muss. Der Stopp des Abrisses des Jahnstadions war notwendig, da der Berliner Senat seine eigenen artenschutzrechtlichen Anforderungen missachtet hat. Die NaturFreunde erwarten vom Berliner Senat, dass in einer grundlegenden Würdigung des Urteils ein Umdenken in seiner Baupolitik stattfindet. Der Berliner Senat handelt in vielen Bereichen in Berlin so, als ob es kein Morgen gäbe. Die Bauindustrie ist in Deutschland für mehr als 30 Prozent des Ausstoßes des klimaschädlichen CO2 verantwortlich. Einen großen Anteil davon macht der Abriss und Neubau von Gebäuden aus. Was Berlin endlich braucht, ist eine Bauwende, hin zur Sanierung und Erhaltung von Gebäuden.“
Ansprechpartner:
Uwe Hiksch, NaturFreunde Berlin, Tel.: 0176-62015902, E-Mail: hiksch@naturfreunde.de
Philipp Dittrich, BI Jahnsportpark, Tel. 0162-211 01 30, E-Mail: info@jahnsportpark.de