21.06.2019 | Die Entstehung der Arbeiter*innenbewegung war eine organisatorische Antwort auf die systematische Ausgrenzung der arbeitenden Menschen aus nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen. Häufig waren die Arbeiter*innenvereine Gegengründungen zu den bereits bestehenden Vereinen. So auch die NaturFreunde. Als die NaturFreunde 1895 von Wiener Sozialist*innen als Touristenverein „Die Naturfreunde“ (TVDN) gegründet wurden, schafften sich die Gründer*innen eine Oase im kapitalistischen Alltag. Bereits in der kapitalistischen Welt, die geprägt war von Ausbeutung, Armut und Ausgrenzung sollten Arbeiter*innen durch Bildung und Erziehung die Grundlagen für die Schaffung einer gerechten Welt erlernen.
Die NaturFreundebewegung breitete sich von Wien schnell in viele Regionen aus. Es dauerte aber noch bis zum Jahr 1908, bis auch in Berlin die erste Ortsgruppe des Touristenvereins „Die Naturfreunde“ entstand. Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen ging ein Teil der Mitglieder aus dem TVDN heraus und gründeten einen weiteren Naturfreundeverein, den Arbeiterwanderbund „Die Naturfreunde“. Beide Organisationen stellen die organisatorischen Grundlagen der heutigen NaturFreunde Berlin dar.
Die Berliner Naturfreundeorganisationen waren nach dem Jahr 1916 – und der Trennung der sozialdemokratischen Arbeiter*innen in verschiedene Strömungen und Parteien – immer auch eine Organisation, in der Kommunist*innen, Sozialist*innen, Sozialdemokrat*innen, Freidenker*innen und Lebensreformer*innen über die unterschiedlichen Wege zu einer gerechten Gesellschaft zum Teil erbittert Stritten. Die kommunistische Tradition innerhalb der NaturFreunde entwickelte genau wie die sozialdemokratische Tradition auch innerhalb der NaturFreunde-Bewegung zum Teil unterschiedliche inhaltliche und organisatorische Ausprägungen, die in den Strategiediskussionen des Verbandes in harten Auseinandersetzungen ausgetragen wurden. Dadurch waren die inhaltlichen Diskussionen der NaturFreunde bis zum Jahr 1933 von den unterschiedlichen Vorstellungen geprägt. Gerade auch diese scharfen Auseinandersetzungen führten nach 1945 dazu, dass sich die NaturFreunde wieder ihrer wichtigen Mittlerposition zwischen unterschiedlichen linken Traditionen besannen und sich heute als fortschrittliche Freizeitorganisation sehen, in der die unterschiedlichen Vorstellungen der politischen Linken gemeinsam und gleichberechtigt miteinander diskutieren sich aber auch tolerieren.
Im 111. Gründungsjahr wollen die NaturFreunde mit einer Reihe von Veranstaltungen an die Geschichte der Arbeiter*innenbewegung und die Rolle der NaturFreunde erinnern. Heute gibt es in Berlin mehr als 1.000 Mitglieder bei den NaturFreunden, die in Ortsgruppen und als Direktmitglieder organisiert sind. Gemeinsam treten sie in ihrer Bildungsarbeit, Freizeitgestaltung und einen solidarischen Sportverständnis für eine demokratische und gerechte Gesellschaft ein
Veranstaltungsreihe 111 Jahre NaturFreunde Berlin
10.08.2019 | 14.00 Uhr
DenkMalTour: Auf den Spuren der NaturFreunde in Berlin
Ort: siehe Internet
31.08.2019 | 14.00 Uhr
Sommerfest „111 Jahre NaturFreunde Berlin“
NaturFreundehaus Hermsdorf, Seebadstraße 27, 13467 Berlin
20.09.2019 | 19.00 Uhr
Wissenschaft konkret: Die Geschichte der NaturFreunde Berlin
Ort: NaturFreunde Berlin, Paretzer Str. 7, 10713 Berlin
12.10.2019 | 14.00 Uhr
Tagung: Die Geschichte der NaturFreunde Berlin – Kontinuitäten, Brüche und Wandel
Ort: siehe Internet
aus: WanderfreundIn 02-2019