16.09.2019 | Der zunehmende Klimawandel wird die Lebensbedingungen der nachfolgenden Generationen radikal beeinflussen. Sollte es nicht gelingen, den Anstieg der Durchschnittstemperaturen in den nächsten Jahren deutlich zu verlangsamen, wird dies dramatische Folgen haben. Schon heute ist der Zustand der Wälder in den Staaten der EU mehr als besorgniserregend, die zukünftigen Ernteprognosen in vielen Teilen der Erde fallen zum Teil äußerst negativ aus. In den nächsten Jahren müssen immer mehr Menschen mit zunehmenden negativen Klimaereignissen, wie Schlechtwetter, Dürre oder Hochwasser, steigenden Meeresspiegel oder Ernteausfällen in einer Vielzahl von Regionen rechnen.
Dieser Entwicklung werden die NaturFreunde nicht tatenlos zusehen und engagieren sich deshalb aktiv in der Klimabewegung und der Anti-Kohle-Bewegung. Mit der Unterstützung der Demonstrationen gegen die Internationale Automobil-Ausstellung, dem Klimastreik von Fridays for Future und dem Engagement um Umfeld des Weltklimagipfels wollen die NaturFreunde die herrschende Politik grundlegend verändern.
Dabei ist für NaturFreunde klar: Wir brauchen eine grundlegende Transformation des bestehenden Wirtschaftssystems hin zu einer ressourcenschonenden und klimaverträglichen Wirtschaftsweise. Eine Klimadioxid-Steuer allein wird hier nicht weiterhelfen. Notwendig ist die Wiederaufnahme eine ökologisch orientierten Ordnungsrechtes, dass den Profitstreben der großen Konzerne auf Kosten der Natur und Umwelt klare Grenzen setzt. Hierfür muss die TA-Luft deutlich verschärft, ein Umbau der Verkehrsinfrastruktur hin zur offensiven Förderung des öffentlichen Personen -und Güterverkehrs aktiv vorangetrieben, ein ambitioniertes Kohleausstiegsgesetz verabschiedet und eine Beendigung des neoliberalen Freihandels vorangebracht werden. Für eine klimaverträgliche Politik braucht es nicht indirekte Maßnahmen im Klimaschutz, sondern ist ein schneller und grundlegender ökologischer Umbau der Volkswirtschaft notwendig.
Ökologie und Soziales gehören zusammen
Der Umbau der Industriegesellschaft bringt für viele Arbeitnehmer*innen Unsicherheiten mit sich, da sie damit rechnen müssen, dass die profitorientierten Konzerne diesen Umbau einseitig zu ihren Lasten organisieren werden. Die NaturFreunde unterstützen ausdrücklich die Forderungen der Industriegewerkschaften nach einem ökologischen und sozialverträglichen Umbau der Industriegesellschaft. Dies darf jedoch nicht zu einer konservativen Beharrungsstrategie führen. Es war die IG Metall, die in den 1980er Jahren in vielen Rüstungsbetrieben mit konkreten Konversionsvorschlägen einen Umbau der Rüstungsindustrie vorgeschlagen hat. Damals scheiterten diese Vorstellungen an der Rüstungslobby und der herrschenden Politik.
Heute müssen in allen Bereichen, von Umweltverbänden und Gewerkschaften zusammen, konkrete Ausstiegsszenarien für die umweltzerstörenden Produktionsbereiche erarbeitet werden. Mit einem ökologischen Investitionsprogramm zur Wiederherstellung und Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen können innerhalb kürzester Zeit hunderttausende von sinnvollen Arbeitsplätzen geschaffen werden. Hierfür müssen jedoch die Hauptprofiteure und Gewinner der bisherigen Umweltzerstörung endlich zur Kasse gebeten werden. Deshalb kämpfen die NaturFreunde im Bündnis „Reichtum umverteilen“ für die Einführung einer Reichensteuer und einer Vermögensabgabe zur Finanzierung des notwendigen ökologischen Umbaus der Gesellschaft.
Nachhaltige Arbeitsplätze schaffen
Menschen haben ein Recht, ihre durch harte Arbeit erworbenen Ansprüche, nicht zu verlieren. Deshalb unterstützen die NaturFreunde die Forderung, dass bis spätestens 2030 alle Kohlekraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden und die Arbeitnehmer*innen in den Kraftwerken und den Tagebauen ihre erworbenen Einkommenshöhen bis zur Rente gesichert bekommen müssen. Ausdrücklich unterstützten die NaturFreunde die Vorschläge, dass alle in der Knappschaft organisierten Arbeitnehmer*innen, gesetzlich abgesichert, ihre dort erkämpften Rechte erhalten.
Gerade durch einen Ausbau des öffentlichen Personen- und Güterverkehrs können in den nächsten Jahren hunderttausende von neuen Arbeitsplätzen bei Bahn, Infrastrukturunternehmen und Waggonherstellern entstehen. Für den Ausbau einer dezentralen, nachhaltigen Energieerzeugung werden hunderttausende qualifizierter Arbeitnehmer*innen benötigt. Von der Politik erwarten die NaturFreunde, dass hier tarifvertraglich abgesicherte neue Arbeitsplätze entstehen. Vorfälle wie in Teilen der Windkraftbranche, dass Betriebsräte behindert und Tarifverträge verweigert werden, müssen unterbunden werden. Für die Kolleg*innen in der Automobilindustrie müssen sinnvolle und tariflich abgesicherte Arbeitsplätze in ökogischen und nachhaltigen Bereichen geschaffen werden. Hierfür müssen die Automobilkonzerne zu Beschäftigungssicherungsmaßnahmen gesetzlich verpflichtet werden.
Die NaturFreunde wollen die betroffenen Arbeitnehmer*innen für einen ökologischen Transformationsprozess gewinnen. Hierfür ist jedoch eine deutliche Veränderung der herrschenden Politik notwendig.
Uwe Hiksch
aus: WanderfreundIn 03-2019