08.06.2017 | Zehn Jahre nach Gründung der Naturfreunde in Wien wurde im Jahr 1905 das erste Skiübungslaufen durch die Wiener Ortsgruppe im Wienerwald durchgeführt. Noch im selben Jahr wurde beschlossen, in Wien eine Skischule zu gründen. Bereits im Winter 1906/07 zählte die Wintersportsektion der Naturfreunde Wien 154 Mitglieder, im Winter 1912/13 bereits 1.233. Auch in Deutschland entwickelte sich das Skilaufen nach 1910 sehr rasch. Nach Nürnberg bestanden bis 1918 Wintersportgruppen in Braunschweig, Erfurt, Hirschwang, Stuttgart und Dresden. Ab 1912 wurden von den NaturFreunden für ihre Wintersporttouren Skihütten gepachtet oder gebaut.
Anfangs wurde das Skilaufen als winterliches Wandern konsequent aus der touristischen Tätigkeit des Vereins abgeleitet. In der Ausgabe der Zeitung der Naturfreunde Niederbayern Nr. 1/1928 wurde ausgeführt: „Die Pflege des Wanderns ist unsere erste Aufgabe, besonders im Winter.“ Ziel war, den Wintersport von einem elitären Sport der Reichen zu einer Massensportart zu entwickeln. Ganz im Sportverständnis der NaturFreunde stand auch hier der egalitäre Anspruch im Mittelpunkt. Um dies zu erreichen, entwickelten die Naturfreunde in den 1920er Jahren eine Reihe von Werbemitteln, wie Plakate, dem Schweizer Skiwerbefilm „Empor zur Sonne“, Propaganda- und Werbeläufe in den Regionen und Flugblätter.
Die Verbreitung des Skilaufs bei den NaturFreunden war anfangs schwierig, da es für viele Arbeiter*innen nicht möglich war, den hohen Anschaffungspreis für die „Gleithölzer“ aufzubringen. Trotzdem findet Skilaufen im Heft 3 des „Naturfreunds“ erstmals im Jahr 1898 Erwähnung, in dem die Orsgruppe Steyer über einen Skiausflug auf den 1.278 m hohen Schaberstein berichtete.
Im Jahr 1931 hatten die NaturFreunde im Deutschen Reich bereits 350 Wintersportgruppen. Höhepunkt des Wintersports bei den Naturfreunden war die II. Arbeiter-Wintersport-Olympiade 1931 im österreichischen Mürzzuschlag. Aus Deutschland nahmen Wintersportler*innen des ATSB und der Naturfreunde teil. Aufgrund der Wirtschaftskrise und der katastrophalen sozialen Lage der Arbeiter*innen in dieser Zeit, konnten aus Deutschland jedoch nur 30 Wintersportler*innen an der Arbeiter-Wintersport-Olympiade teilnehmen.
Diese Teilnahme war jedoch nicht selbstverständlich, lehnten doch die Mehrheit der Naturfreunde-Funktionär*innen bis Ende der 20er Jahre die Teilnahme an Sportwettkämpfen generell ab, da sie in der Freizeit mit den NaturFreunden keine weitere Konkurrenzsituation der Arbeiter*innen untereinander hinnehmen wollten. Erst auf der X. Hauptversammlung 1925 der Naturfreunde wurde ein Antrag zur Teilnahme an Wettläufen eingebracht, der mit großer Mehrheit abgelehnt wurde. 1928 bei der XI. Hauptversammlung wurde dieser Beschluss ausdrücklich bestätigt. Jedoch wurde die Teilnahme von Mitgliedern der Naturfreunde an Arbeitersportwettkämpfen erstmals zugelassen. Um an der Arbeiter-Olympiade teilnehmen zu können, beschäftigte sich die III. Reichsversammlung der Naturfreunde 1930 ausführlich mit dem Thema und genehmigte eine Werbe- und Wettlaufordnung. Damit stand der Teilnahme an der Arbeiter-Olympiade nichts mehr im Weg.
Heute ist der Schneesport bei den NaturFreunden weit verbreitet: Schneesport ist die größte sportliche Fachgruppe mit fast 500 Übungsleitern, Trainern und Instruktoren, Verbandsmitgliedschaften im Deutschen Verband für das Skilehrerwesen (DVS) sowie im Internationalen Verband der Schneesport-Instruktoren (IVSI), bundesweit rund 30 NaturFreunde-Skischulen, unzählige Schneesportfreizeiten und -tagesfahrten und natürlich viel Spaß im Schnee.
aus: WanderfreundIn: 04-16