16.12.2021 | Am Samstag, den 12.09. fand die erste DenkMalTour in Zusammenarbeit mit der Partnerschaft für Demokratie von Charlottenburg-Wilmersdorf: „Auf den Spuren jüdischen Lebens“ der NaturFreunde Berlin statt. Dabei ging es um die zahlreichen Stolpersteine in Wilmersdorf und die Geschichte vieler Menschen, die von den Nazis ermordet wurden.
Es sammelten sich rund dreißig Menschen jeden Alters vor der Geschäftsstelle der NaturFreunde Berlin in der Paretzer Straße für die Tour durch den Kiez. Zunächst erzählte Uwe Hiksch von der Entstehungsgeschichte der Stolpersteine und die anfängliche kontroverse Diskussion, an denen er sich beteiligte. Man fragte sich früher, ob man die Opfer mit Füßen trete, wie die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, damals ausführte. Er zeigte auf, dass der Künstler Gunter Demnig dem widersprach und seine Konzeption für die Stolpersteine entgegenhielt, in denen er darauf hinwies, dass durch das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, eine symbolische Verbeugung vor den Opfern vorgenommen werde. Hiksch zeigte anhand seiner Entwicklung auf, dass er – nach ersten Skeptischen Äußerungen – heute die Stolpersteine als wichtigen Beitrag einer Erinnerungskultur empfinde, die dazu beitrage, die Ermordeten zurück an die Orte ihres Lebens zu bringen und damit die täglich Begegnung mit ihren Leben ermöglicht werde.
Während der Tour wurde häufig angehalten, um die Geschichte der Menschen zu erzählen, für die die Steine verlegt wurden. So lernte man über eher wohlhabendere Schneider, ärmere Vertreter und Kinder, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Insgesamt gibt es in Charlottenburg-Wilmersdorf über 3.300 Stolpersteine für 3.300 individuelle Geschichten der Verfolgung die seit 1996 verlegt wurden. Die DenkMalTour führte an 12 Stationen zu Stolpersteinen um die Geschäftsstelle der NaturFreunde Berlin. Hier wurden die Lebensgeschichten und das gesellschaftliche Umfeld der Ermordeten vorgestellt. Doch es wurde auch an verschiedenen Gedenktafeln angehalten, um zum Beispiel an Maria Gräfin von Maltzan zu erinnern, die Verfolgte versteckte und zur Flucht verhalf. An der Gedenkplatte von Victor Klemperer erzählte Uwe Hiksch von seinen ersten Berührungen mit dem literarischen Werk von Klemperer und zeigte anhand seiner Schrift „LTI – Notizbuch eines Philologen“ seine Auseinandersetzung mit der Sprache der Nazis auf.
Mit dieser DenkMalTour gelang es wunderbar, den Menschen, die von den Nazis in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert wurden, ihren Namen zurückzugeben und ihre Geschichte zu erhalten. Im nächsten Jahr soll die Geschichte von Verfolgten westlich des Bundesplatz erzählt werden.
Jonathan Deisler