
16.03.2025 | Hier nimmt die Vision eines gemeinwohlorientierten Stadtteilprojekts greifbare Formen an.
Gemeinsam mit anderen Projekten entwickeln wir als Naturfreund*innen Berlin das Areal zu einem lebendigen Treffpunkt für die vielfältige Nachbarschaft. Im vom NaturFreund Mirko geführten Interview gibt uns Philine, Architektin und Vorständin der VOLLGUT-Genossenschaft, einen Einblick in die Entstehungsgeschichte und Zukunftspläne dieses Projekts.
Mirko Hahn (MH):
Wir sitzen hier im Büro der VOLLGUT Genossenschaft und hinter uns befindet sich eine Halle, die auf den ersten Blick ganz unscheinbar daherkommt, unter der sich aber vier Untergeschosse befinden.
Philine Barbe (PB):
Wir sind in Berlin-Neukölln auf dem Areal der ehemaligen Kindl Brauerei, einem ganz langen Grundstück von der Hermannstraße bis zur Karl-Marx-Straße. Das in verschiedenen Teilen entwickelt wurde. Ein letzter Baustein des Areals ist das VOLLGUT. Ein historischer Name der noch aus Zeiten der Bierproduktion kommt. Das VOLLGUT war das Lager für das volle Bier. Hier befanden sich die großen Drucktanks und die vollen Flaschen, das Gegenteil von Leergut.
MH:
Wonach richtet sich die Zusammensetzung der Genoss*innenschaft?
PB:
Es gibt ein Konzept für die gesamte Nutzer*innenschaft. Es setzt sich zusammen aus denen, die schon da waren, denen, die im Prozess dazugekommen sind und dem, was mit dem Stadtentwicklungsamt an Absprachen getroffen wurde.
MH:
Der Fokus auf migrantische und queere Kultur war auch Bestandteil der Kulturinvest-Förderung. Kannst du dazu ein bisschen erzählen, wie es zu der Förderung kam und wieso die VOLLGUT eG gefördert wird?
PB:
Die Kulturinvest-Förderung ist eine bundesweite Kulturförderung. In einem ziemlichen Sprint haben wir unzählige Unterstützer*innenbriefe von namhaften Personen zusammen bekommen, aus der Politik, aus der Kulturbranche.
MH:
Wie kommt das VOLLGUT denn so in der direkten Nachbarschaft, im Kiez und der Stadt Berlin an?
PB:
Ganz viele Menschen kennen das Kindl-Areal als einen abgeriegelten Ort, sie kennen bisher nur den Leerstand, eine Riesenfassade. Aber dass es dieses Projekt gibt und wie groß es ist, die Dimension kennen ganz viele nicht.
MH:
Und wie sieht es auf Stadtebene aus?
PB:
Wenn man jemandem erzählt, dass es das Gebäude ist, in dem das SchwuZ ist, kennen das alle. Ich glaube zu dem Punkt werden wir auch kommen.
MH:
Zum Thema Nachbarschaft habe ich noch eine Frage. Es gibt ja das Modell, des Community Fonds. Kannst du darüber ein bisschen berichten und erzählen, was genau das ist?
PB:
Die Gelder für den Nachbarschaftsfond stammen aus Solidarischen Mieten - also ein kleiner extra Teil an Miete zu dem sich jedes Mitglied der Genossenschaft verpflichtet.
MH:
Wir als NaturFreunde Berlin haben das VOLLGUT mitgegründet, mit dem Ziel, hier eine Sporthalle zu eröffnen, das aus der Ortsgruppe Muay Thai entwickelt wird und einen Schwerpunkt auf Muay Thai Boran als Kampfsport und Kampfkunst haben wird. Kannst du noch etwas zu unseren Räumen sagen?
PB:
Ihr seid im dritten von vier Untergeschossen. Euer Gebäudeteil wurde 1958 errichtet und war das ehemalige Drucktank-Lager. Drucktanks brauchen sehr große Spannweiten und viel Platz. Also eine Halle mit 6,50m Geschosshöhe, perfekt viel Fläche für Sport. Dafür wird es in eurem Gebäudeteil einen Lichthof geben, der bis ins dritte Untergeschoss herunterkommt. Das heißt, ihr habt dort einen riesigen Ort, mit Patio und Fenstern für frische Luft.
MH:
Vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit genommen hast.
Das Interview in voller Länge findet ihr auf der Internetseite der NaturFreunde Berlin.
aus: WanderfreundIn 04-2025