02.03.2022 | Stockholm, 20. August 2018 – Am Anfang war der Aufschrei groß, doch Greta Thunberg hat es geschafft, eine ganze Generation zu mobilisieren und mittlerweile schmückt sich jede große Partei damit, die größte Klimaschützerin zu sein. Doch viel getan hat sich dennoch nicht. Während beim G20 Gipfel in Rom kaum konkrete Ziele und Maßnahmen beschlossen wurden, werden immer mehr Kipppunkte erreicht.
Es braucht radikale Veränderungen, um das 2 Grad Ziel noch zu erreichen, geschweige denn vom eigentlich angestrebten 1,5 Grad Ziel. Auch eine Ampel-Koalition, die in Pressestatements und Interviews nur so vom Modernisierungs- und Transformationsjahrzehnt schwärmt, stellt keinesfalls adäquate Lösungsvorschläge.
Demzufolge gibt es auch in der FridaysForFuture Bewegung in Deutschland heftige Debatten, wie man weiter öffentlich agieren sollte. Denn die Demonstrationen haben zwar ein Bewusstsein in der Gesamtgesellschaft geschaffen, doch die nötigen Veränderungen werden politisch nur halbherzig angepackt.
Einige Aktivist*innen haben sich Parteien angeschlossen und versuchen dadurch auch stärkeren Einfluss auf die Politik zu gewinnen. Andere versuchen neue Aktionsformen für die Bewegung zu nutzen.
Im Rahmen des zentralen Klimastreiks am 22.10. in Berlin hat das Aktionsbündnis „Gerechtigkeit JETZT“ zu mehreren Aktionen des zivilen Ungehorsams aufgerufen. Auch wenn FridaysForFuture sich öffentlich davon distanzierte, beteiligten sich viele Klimaaktivist*innen an den Protesten. Friedlich besetzten sie am Freitag die Kreuzungen vor den Parteizentralen der SPD und der Grünen und am Samstag die Baustelle der A100 in Berlin.
Wie steht man nun zu dieser Entwicklung? Die Diskussion darüber ist schwierig und endet zu oft in verhärteten Fronten. Doch der Klimawandel zeigt seine Auswirkungen schon in der ganzen Härte und unser aktuelles wirtschaftliches System ist der Grund für Zerstörung und Elend. Vor Allem in den Ländern, die ohnehin am stärksten durch den Kapitalismus ausgebeutet werden, sind die Folgen der Klimakatastrophe auch am heftigsten zu spüren. Veränderte Aktionsformen passen sich daher nur an die realen Bedingungen an. Wenn weiterhin nur Politik für die großen Wirtschaftsunternehmen gemacht wird und das ewige Dogma des Wachstums nicht aufgeweicht wird, dann müssen wir uns verändern und lauter werden.
Luis Friedrich
aus: WanderfreundIn 04-2021