22.11.2021 | Seit ihrer Gründung setzen sich die NaturFreunde gegen Krieg und Militarismus ein. Im Jahr 1928 erschien im ‚Fahrtgenoß‘ ein Aufruf für eine starke antimilitaristische Bewegung:
„Die Waffen nieder!
Das Urrecht des Menschen ist die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens. Niemand hat das Recht eines Menschen Leben zu vernichten. Ist es nicht schon grausam genug, daß jährlich Hunderttausende halb wahnsinnig vor Hunger Rettung für sich und ihre Kinder suchen müssen, weil Naturkatastrophen internationaler Ausmaße die Ernten vernichten […]. Ist es angesichts solcher Katastrophen nicht selbstverständlich, konsequent und unbedingt den Schutz eines jeden menschlichen Lebens durch die Gesellschaft zur heiligen Forderung zu erheben? Und darüber hinaus unbedingter Vertreter des Pazifismus zu sein, die Bewegung gegen den Mord, und das ist Pazifismus, kompromisslos zu wollen und zu fördern? […]
Um so notwendiger ist die Bewegung gegen den Mord, der von der Gesellschaft, dem Staat, geduldet, ja verherrlicht und sogar angestiftet und erzwungen wird. […] Der Krieg ist der planmäßigste Massenmord, ist die furchtbarste Form der Unterdrückung durch den Staat, die gemeinste Form der Sklaverei.
Gegen den Krieg sein, heißt auch gegen jeden Verteidigungskrieg sein. […] Pazifist heißt freier Mensch, heißt Kämpfer sein gegen Krieg und Kriegsgefahr, gegen Wehrmacht und stehendes Heer absolut und pausenlos eintreten. […] Kaum ist der schrecklichste aller Kriege beendet worden […] rüstet man zu neuen Kriegen, die vielleicht noch grausamer, noch vernichtender sein werden. Pazifisten sitzen im Zuchthaus, Revolutionäre hat man gemordet, weil sie es wagten, Liebe zu predigen, weil sie es sagten, daß Krieg, Elend und Hunger Gevattern sind.
Aus abertausenden Kehlen gellt der Schrei: Die Waffen nieder! Wir greifen den Weckruf auf und werden ihn weitertragen in die Reihen der Arbeitermassen, bis es wie Gelöbnis machtvoll widerhallt: Brüder, zerbrecht die Gewehre.
Max Hamann (Friedrichshain)
Aus: Fahrtgenoß, Monatsschrift für proletarische Wanderer, Touristen-Verein „Die Naturfreunde“, Zentrale Wien, Gau Brandenburg, 9. Jahrgang, August 1928, S. 52.