12.06.2017 | Seit mehreren Jahren diskutieren die NaturFreunde Berlin intensiv über die Zukunft des Wintersports. Durch den zunehmenden Klimawandel und die immer intensivere Nutzung der Alpen und Mittelgebirge für den Schneesport hat sich die ökologische Bilanz des Schneesportes deutlich verändert. In der aktuellen Ausgabe wollen wir die zwei Positionen, die innerhalb der NaturFreunde diskutiert werden, darstellen:
Pro Wintersport
Wintersport verbinde ich durchweg mit positiven Erlebnissen und Emotionen: berauschende Natur, sportliche Herausforderungen, erfüllte Skitage, interessante Menschen, tolle Gruppenerlebnisse. Seit 40 Jahren betreibe ich Wintersport, seit 25 Jahren bin ich Übungsleiter bei den NF und betreue Gruppen, die ihren Urlaub im Schnee verbringen wollen. Dabei darf Wintersport nicht auf alpines Skifahren reduziert werden. In jüngster Vergangenheit wurden verschiedene Bewegungsmöglichkeiten im Wintersport entwickelt bzw. haben neue Beliebtheit bei einer breiten Zielgruppe erlangt – u. a. das Schneeschuhlaufen, das Telemarken oder das Tourengehen. Gleichzeitig sind Aktivitäten wie Rodeln, Schlittschuhlaufen oder einfach nur im Schnee toben feste Bestandteile von Wintersport, wie wir ihn bei den Berliner NF gestalten. Den Ur-Gedanken der NaturFreunde, Menschen (aus der Stadt) Bewegung und Urlaub in der Natur zu ermöglichen, lässt sich durch Wintersport auch heute weiter leben. Dabei gestalten wir unsere Wintersportaktivitäten sozial verträglich und ökologisch nachhaltig. Durch familiengerechte Selbstversorgerangebote und einen Pool an Leihmaterial für Kinder sind unsere Angebote auch für Familien bezahlbar. Gleichzeitig präferieren wir kleine Skigebiete, die nicht vom Massentourismus gezeichnet sind. Ich freue mich, dass meine Begeisterung für den Wintersport auch auf meine Kinder übergegangen ist. Als wir überlegten, im kommenden Winter auf den Winterurlaub zu verzichten, haben meine Kinder rebelliert. Sie wollten unbedingt wieder mit der Gruppe zum Wintersport fahren!
Jörg Wadzack
Wintersport versus Natur- und Klimaschutz
Skifahren ist heute als Massentourismus in den Alpen nicht mehr mit dem Naturschutz vereinbar. Für die sportbegeisterten Skifahrer*innen verheißt die Werbung der großen Skiregionen Freiheit auf schneebedeckten Bergen in der freien Natur. Mit der Realität hat dies jedoch immer weniger zu tun. Bereits die Anreise ins Skigebiet ist mit riesigen Eingriffen in die Natur verbunden. Immer mehr autobahnähnliche Straßen wurden in die Täler der Alpen gebaut. Um die Regionen „schneesicher“ zu machen wird der Schnee oftmals aufgrund von fehlendem Niederschlag und zu hoher Temperaturen per Schneekanone geschaffen oder das Fahren wird in immer höhere Gletscherregionen verlegt. Dies bedeutet einen intensiven Eingriff in die fragile Flora und Fauna der Region. Die Folgen sind Bodenerosion, Verkarstung der Landschaft, Vertreibung der dort lebenden Tierwelt. Zudem kommt die Gefahr immer häufiger auftretender Geröllabgänge bei Starkniederschlägen, denn diese durch den Klimawandel bedingten extremen Wettereignisse sind schon lange keine Seltenheit mehr. Diesen Veränderungen etwas entgegen zu setzen, ist nur möglich durch Wiederaufforstung der Pisten, Verringerung der Schadstoffe in diesen Regionen (Minderung der CO2 Emissionen) und einer möglichst extensiven Landnutzung.
Mein Wunsch, dass wir uns als NaturFreunde für den Erhalt der Natur einsetzen, damit es in der Zukunft eine Natur gibt in der sich alle bewegen möchten.
Sabine Glasder
aus: WanderfreundIn 04-16