14.01.2020 | Mehr als 30 NaturFreund*innen aus Berlin, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg trafen sich auf der Luxemburg-Liebknecht-Demonstration, um gemeinsam gegen Faschismus und Krieg zu demonstrieren. Die Demonstrierenden trafen sich am U-Bahnhof Frankfurter Tor und zogen von dort bis zum Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Am „Friedhof der Sozialisten“ ging die Demonstration in ein stilles Gedenken für die Ermordeten über. Es war wie jedes Jahr sehr beindruckend, wie viele Teilnehmende aus sehr unterschiedlichen politischen Spektren an der Demonstration und den anschließenden ehrenden Gedenken teilnahmen. Sehr erfreut waren die teilnehmenden NaturFreund*innen, dass der VVN-BdA-Block in diesem Jahr besonders groß war und viele der Teilnehmenden mit Fahnen der VVN-BdA ihre Solidarität gegen den Angriff auf die Gemeinnützigkeit deutlich machten. Die NaturFreund*innen reihten sich in den „bunten Block“ hinter dem Leittransparent ein. An den Gräbern von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht legten die Teilnehmenden rote Nelken zum Andenken nieder. Nach der Demonstration traf sich ein Teil der NaturFreunde für das alljährliche Erinnerungsfoto.
Schon in der Weimarer Republik haben die Berliner NaturFreunde den ermordeten Sozialist*innen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht mit Gedenkveranstaltungen und politischen Manifestationen gedacht. So beteiligten sich NaturFreund*innen aus den unterschiedlichen Parteien der Arbeiter*innenbewegung an Gedenkveranstaltungen und politischen Manifestationen. Für viele NaturFreund*innen sind die beiden Antimilitarist*innen bis heute Vorbilder im Kampf für eine gerechte Welt und gegen Ausbeutung und Krieg.
Auch in der Gründungsphase der Bundesrepublik waren es NaturFreunde wie Fritz Lamm, der sich auf die Tradition und das Gedankengut von Rosa Luxemburg berief. Fritz Lamm war ein Linkssozialist mit einer marxistischen und antistalinistischen Haltung, der sich keiner Parteilinie anpasste und in den NaturFreunden ein politisches Betätigungsfeld fand. Er war viele Jahre Redakteur der Mitgliederzeitschrift der IG Druck und Papier. Aus der SPD wurde Fritz Lamm jedoch 1931 gleich zwei Mal ausgeschlossen. Ein Grund dafür lag in seiner zeitgleichen Mitgliedschaft bei der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG). Lamm wurde dann ein Gründungsmitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD), später Mitglied von deren Ortsleitung in Stettin und Mitglied des Sozialistischen Jugend-Verbandes Deutschlands (SJVD). 1948 war Fritz Lamm der SPD wieder beigetreten, aus der er nach der Verabschiedung des Godesberger Programmes und dem Ausschluss des SDS 1963 wieder ausgeschlossen wurde. Fritz Lamm war aktiver NaturFreund, aktiv in der Ostermarschbewegung und gründet im Jahr 1969 Sozialistischen Büro mit.
Auch Fritz Rück, der als Vorsitzender des Stuttgarter Arbeiter- und Soldatenrates bereits am 4. November 1918 in Stuttgart zu einem Generalstreik aufrief, war von den Überzeugungen von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg geprägt. Fritz Rück wurde 1955 zum Bundesvorsitzender der NaturFreunde gewählt und war aktiver Funktionär der Gewerkschaft „Druck und Papier“. Fritz Rück war Mitglied der KPD, die er 1929 verließ und im Jahr 1930 wieder Mitglied der SPD wurde. Rück war Chefredakteur der Gewerkschaftszeitung der IG Druck und Papier sowie Mitglied des Bundesausschusses des DGB. Von 1955 bis zu seinem Tod war er Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands. Fritz Rück und Fritz Lamm haben viele NaturFreund*innen maßgeblich mit geprägt und zur unabhängigen Ausrichtung der NaturFreunde aktiv beigetragen.
Im Vorfeld der Demonstration fand eine DenkMalTour unter dem Titel „Die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 15. Januar 1919“ statt, bei der Uwe Hiksch die Teilnehmenden zu den letzten Stationen des Lebens von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht führte. Die Tour begann am ehemaligen Hotel Eden am Olof-Palme-Platz und führte zum Denkzeichen für Rosa Luxemburg am Landwehrkanal und zur Gedenkstele für Karl Liebknecht im Tiergarten am Neuen See.