11.06.2021 | Die NaturFreunde begrüßen die Rückgabe der Benin-Bronzen, die als Raubkunst in die europäischen Museen gekommen sind. Dies ist ein Schritt, um das Unrecht der Kolonialzeit anzuerkennen und geraubte Kunstwerke an die Nachfolgestaaten der überfallenen und ausgebeuteten Kolonien zurückzugeben. Dies ist nicht, wie es ein Teil der bundesdeutschen Community darzustellen versucht, ein Akt des guten Willens, sondern eine seit Jahrzehnten überfällige Korrektur begangenen Unrechts.
Gleichzeitig ist das jahrzehntelange Zögern der Verantwortlichen nicht akzeptabel, da die Tatsache, dass diese Bronzen nach dem Einmarsch der Briten Ende des 19. Jahrhunderts gestohlen und entwendet wurden, seit vielen Jahren bekannt ist. Ein großer Teil dieser Kunstwerke wurden im Jahr 1897 bei einem militärischen Angriff Großbritanniens auf Benin-Stadt im heutigen Nigeria geraubt. Die Angreifer zerstörten und verwüsteten damals große Teile der Stadt und raubten tausende wertvolle Kunstschätze.
Die nigerianische Regierung fordert seit vielen Jahrzehnten die Rückgabe ihres wichtigen kulturellen Gutes. Allein in Deutschland gibt es über 1.100 Objekte in deutschen Museen, die jetzt schnell an die Museen in Nigeria zurückgegeben werden müssen.
Nicht akzeptabel ist auch die bisherige Festlegung Deutschlands, dass lediglich ein „substanziellen Teil“ der Bronzen zurückgegeben wird. Die NaturFreunde unterstützen die berechtigten Forderungen der nigerianischen Regierung nach einer bedingungslosen Rückgabe aller Benin-Bronzen, die Teil der kolonialen Raubzüge der europäischen Staaten sind. Gleichzeitig begrüßen die NaturFreunde die Überlegung, den Bau eines neuen Museums für die wertvolle Kunst zusammen mit der Zivilgesellschaft im Rahmen einer Stiftung umzusetzen. Die NaturFreunde Berlin hoffen, dass es im Rahmen der Stiftung gelingen wird, den Besuch des Museums und der Kulturschätze für alle Bevölkerungsgruppen möglich zu machen und nicht durch hohe Eintrittspreise ärmere Bevölkerungsgruppen auszuschließen.
Die Rückgabe von Raubgut und entwendeten Kunstwerken aus den Staaten Afrikas darf nicht bei den Benin-Bronzen aufhören. In deutschen Museen lagern noch immer Zehntausende geraubte Kunstwerke und Tausende Gebeine von Menschen aus den ehemaligen Kolonien. Die Bundesregierung muss hier endlich handeln und einer kompletten Restitution der geraubten und unter Druck der Kolonialreiche entwendeten Kunstwerke zustimmen.
Ob in deutschen Museen weiterhin Benin-Bronzen zu sehen sein werden, ist eine autonome Entscheidung der rechtmäßigen Eigentümer. Diese Frage darf nicht zur Grundlage für die vollständige Rückgabe gemacht werden. Die NaturFreunde fordern eine transparente und kritische Aufarbeitung des kolonialen Erbes. Begangenes Unrecht muss anerkannt werden und ist eine notwendige Voraussetzung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Menschen afrikanischer und europäischer Herkunft.
Die NaturFreunde erwarten von der Bundesregierung, dass sie sich notwendigen Reparationsforderungen der betroffenen Länder nicht verschließt. Die Weigerung der Bundesregierung, durch die Anerkennung der kolonialen Schuld auch eine angemessene finanzielle Entschädigung an die betroffenen Regionen und Gruppen zu leisten, ist nicht akzeptabel.