23.02.2023 | Auch im Jahr 2017 wird für die Berliner Flughäfen ein neuer Passagierrekord erwartet: Nachdem im Jahr 2016 die Zahl der Fluggäste bei 32,9 Millionen gelegen hatte werden für das Jahr 2017 für die beiden Flughäfen Tegel und Schönefeld zusammen rund 34 Millionen Passagiere werden. Im Jahr 2020 erwarten die Flughafenbetreiber bereits 38 Millionen Passagiere, 2025 etwa 43 Millionen, 2035 dann mehr als 50 Millionen. Diese Entwicklung ist eine klima- und lärmpolitische Katastrophe.
Schon heute machen die CO2-Emissionen des Luftverkehrs etwa fünf Prozent der globalen Klimawirkungen aus. Jedes Jahr nehmen die CO2-Emissionen des Flugverkehrs um ca. 3,5 Prozent zu. Es ist zu erwarten, dass die Klimaauswirkungen durch den Luftverkehr in den nächsten Jahren die Auswirkungen des PKW-Verkehrs übersteigen werden. Wenn der Luftverkehr im gleichen Tempo weiterwächst, wird er sich bald zum Klimakiller Nr. 1 entwickelt haben.
Lärm ist eine der Hauptursachen für Schlafstörungen und Krankheiten. Lärm kann Kinder in ihrer Entwicklung einschränken und terrorisiert weiträumig Berliner und Brandenburger Bürgerinnen und Bürger. In Deutschland leiden fast 40 Prozent der Bevölkerung unter Fluglärm. Dadurch nimmt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Herzinfarkt zu. Gerade bei Kindern im Umkreis von Flughäfen wurden Konzentrations- und Lernschwierigkeiten nachgewiesen.
Die NaturFreunde erwarten deshalb vom Berliner Senat, dass er dieser fatalen Entwicklung konsequent entgegensteuert. Nicht mehr Flugbewegungen dürfen das Ziel der Berliner Flughafenpolitik sein, sondern eine drastische Reduzierung der Starts und Landungen auf den Berliner Flughäfen. Aber auch der Berliner Senat ist in den Wachstumsfetisch der bundesdeutschen Politik gefangen.
Die NaturFreunde setzen sich dafür ein, dass der Berliner Senat aus dem verlorenen Volksentscheid endlich lernt. Nicht „höher, weiter, schneller“ darf das Ziel der Flughafenpolitik bleiben, sondern endlich eine konsequente Verlagerung von Güter- und Personenverkehre auf die Schiene. Der verlorene Volksentscheid sollte auch für eine grundlegende Überprüfung des Flughafenstandortes genutzt werden und die Flughafenplanung für die Region Berlin/Brandenburg auf eine vertretbare Grundlage gestellt werden kann. Hierzu muss die Flughafenplanung und die Landesentwicklungsplanung für die Region Berlin-Brandenburg grundsätzlich überarbeitet werden. Bei allen Brandenburger und auch Berliner Flughäfen muss ein grundsätzliches Nachtflugverbot in der Zeit von 22 bis 6 Uhr gesetzlich festgeschrieben werden.
Alle Vorstellungen, dass ein innerstädtischer Flughafen heute noch zu rechtfertigen ist, muss endlich aufgegeben werden. Mit dem Volksbegehren „Pro Tegel“ wurde einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Verkehrspolitik in Berlin ein Bärendienst erwiesen. Die NaturFreunde Berlin bleiben deshalb aus ökologischen und lärmpolitischen Gesichtspunkten bei ihrer bisherigen Haltung: Der Flughafen in Tegel muss schnellstmöglich schließen!
Uwe Hiksch
aus: WanderfreundIn 04-2017