28.01.2019 | Das zentralamerikanische Land Honduras steht nur selten im Fokus der internationalen Aufmerksamkeit. Ein Militärputsch enthob 2009 den demokratisch gewählten Präsidenten Zelaya seines Amtes. Seitdem wird wieder eine stramme neoliberale Agenda verfolgt, die mit aller Härte durchgesetzt wird. Ab 2009 wurde eine Reihe von Gesetzen erlassen, die die Privatisierung und Konzessionierung von Flüssen, Wäldern und Bergen ermöglichen. Das sogenannte Modellstadt-Gesetz erlaubt die Schaffung autonomer Zonen, in denen Unternehmen ihre eigenen Regeln erlassen können – die Diktatur des freien Marktes! Die Energiegewinnung aus Wasserkraft gilt als „sauber“, sorgt aber für die Vertreibung von Menschen und irreparable Umweltschäden. Im Fokus der Energieerzeugung steht die Versorgung der zahlreichen Bergbauprojekte und Fabriken, die für den Weltmarkt produzieren.
Laut Global Witness gilt Honduras als eines der gefährlichsten Länder für Umweltaktivist*innen, kritische Journalist*innen und LGBTIQ-Aktivist*innen, die kriminalisiert und ermordet werden. Deutschland und die EU tragen zur schwierigen Lage bei. Seit 2013 ist das Assoziierungsabkommen zwischen Zentralamerika und der EU in Kraft, das vor allem auf Handelsliberalisierung abzielt. Es fließen EU-Gelder in den Justizapparat, der von Korruption zerfressen ist – die Straflosigkeit liegt in vielen Bereichen bei nahezu 100 Prozent. Hiesige Banken und Unternehmen sind an Projekten beteiligt, in denen Menschenrechte verletzt werden. Der aktuelle Präsident Hernández trat durch Verfassungsbruch und massiven Wahlbetrug im Januar 2018 mit Unterstützung der USA eine zweite Amtszeit an.
Trotz dieser bedrückenden Lage gibt es eine lebendige Zivilgesellschaft, die sich gegen Gewalt und den Ausverkauf des Landes auflehnt. Indigene und kleinbäuerliche Bewegungen verteidigen ihr Land gegen die Interessen (transnationaler) Unternehmen, Studierende demonstrieren für eine bessere Bildung, immer wieder gehen tausende gegen Korruption und Wahlbetrug auf die Straße.
aus: WanderfreundIn 04-2018