22.05.2023 | Mit der Machtübertragung an die Faschisten spürten die NaturFreunde-Aktiven sofort die Zunahme der Repression und der Ausschreitungen gegen Einrichtungen der NaturFreunde-Bewegung. Die Dachverbände der Arbeiter*innenkultur- und sportbewegung wurden systematisch bekämpft und ausgeschaltet.
Gleichzeitig nahm die systematische Gewalt gegen die Organisationen und Mitglieder der Arbeiter*innenbewegung zu. So wurde der Meißnershof bei Berlin aufgebrochen und das Hausinventar zerstört, Naturfreundehäuser von der SA beschlagnahmt und Repressionen gegen Funktionär*innen der NaturFreunde verstärkt. Viele NaturFreunde-Mitglieder begannen sich sofort mit anderen Linken zu vernetzen und erste Widerstandshandlungen zu besprechen, Flugblätter und Flugschriften heimlich zu verteilen und auf ein möglichst schnelles Ende des Faschismus an der Macht hinzuarbeiten.
Hunderte NaturFreund*innen wurden von den Nazis ermordet, tausende in Gefängnissen und Konzentrationslagern verschleppt, misshandelt und gedemütigt. Die NaturFreunde-Bewegung wurde 1933 verboten, verfolgt und bekämpft. Viele Mitglieder gingen in die Emigration, manche kämpften in den Internationalen Brigaden in Spanien gegen den internationalen Faschismus, andere schlossen sich unterschiedlichen Widerstandsgruppen, Diskussionskreisen oder oppositionellen Freundeskreisen an. Andere gingen in die innere Emigration oder passten sich an.
Die NaturFreunde Deutschlands gedenken ihres Verbots vor 90 Jahren mit klarem Bewusstsein, dass der Faschismus an der Macht in Deutschland durch die Befreiung der Alliierten verloren hat. Sie wissen jedoch auch, dass Rechtspopulismus, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Rassismus und soziale Diffamierung jederzeit demokratische Errungenschaften infrage stellen können. Für die NaturFreunde ist deshalb auch heute der Schwur von Buchenwald „Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg!“ zentrale Losung ihrer alltäglichen Arbeit.
Uwe Hiksch
aus: WanderfreundIn 01-2023